Im vergangenen Jahr ist in Deutschland ein deutlicher Anstieg häuslicher Gewalt zu verzeichnen. Welt am Sonntag Den Nachrichten zufolge, die auf den Aufzeichnungen des Innenministeriums und der Polizei von 16 Bundesstaaten basieren, wurden im Jahr 2022 landesweit 179.179 Opfer häuslicher Gewalt registriert. Es wurde angegeben, dass diese Zahl einem Anstieg von 9,3 Prozent im Vergleich zum Jahr 2021 entspreche, als die Pandemie noch wirksam sei. Da sich viele Opfer nicht über ihre Vorbehalte beschweren, wird davon ausgegangen, dass die tatsächliche Zahl der Opfer viel höher liegt, wenn man bedenkt, dass es auch nicht erfasste Vorfälle gibt.
Während angegeben wurde, dass zwei Drittel der Opfer Frauen seien, wurde darauf hingewiesen, dass es sich bei den Tätern hauptsächlich um Partner, Ex-Partner und Familienmitglieder handelte.
Die schwerwiegenden Auswirkungen der Pandemie
Eva Maria Welskop-Deffaa, Vorsitzende des Deutschen Caritasverbandes, argumentierte, dass die Folgen der Corona-Pandemie eine Rolle bei der Zunahme der Gewalt spielten. Welskop-Deffaa erklärte, dass die angespannten Lebensbedingungen während der Pandemiejahre zu einer Zunahme häuslicher Gewalt geführt hätten.
Auch Maria Loheide, sozialpolitische Leiterin der Diakonie, bezeichnete den Anstieg der Opferzahlen von Gewalt als „furchtbar“. „Einer der Gründe für diesen Anstieg könnte das allgemein gestiegene Bewusstsein für häusliche Gewalt sein und die Tatsache, dass Frauen nach der Unsicherheit der Pandemiejahre begonnen haben, sich über Gewalt zu beschweren“, sagte Loheide.
Dunkelziffer
Wie bekannt wurde, wurden die Daten zu häuslicher Gewalt aus den Bundesländern erstmals vom Bundeskriminalamt erhoben und in einen Bericht einfließen, der am 3. Juli in Berlin vorgestellt werden soll. Es wurde auch angegeben, dass eine Studie zu den nicht aufgezeichneten Ereignissen durchgeführt wurde.
Familienministerin Lisa Paus sagte: „Häusliche Gewalt findet meist in geheimen, privaten Bereichen statt“ und sagte: „Die Scham- und Schuldgefühle des Opfers führen oft dazu, dass die Vorfälle nicht der Polizei gemeldet werden.“ Die Dunkelheit ist zu groß, um sie mit den aufgezeichneten Informationen zu vergleichen.
Auch Innenministerin Nancy Faeser forderte Opfer häuslicher Gewalt auf, Anzeige gegen die Täter zu erstatten. Faeser sagte, dass „Opfer ermutigt werden sollten, Anzeige zu erstatten, damit mehr Täter mit den rechtlichen Konsequenzen ihres Handelns konfrontiert werden“. Faeser argumentierte, dass häufige Polizeikontrollen durchgeführt werden sollten, um zu verhindern, dass die Täter, die aufgrund von Gewalt aus ihren Häusern vertrieben wurden, in ihre Häuser zurückkehren. Der Minister betonte, dass häusliche Gewalt kein Problem des Privatlebens, sondern ein soziales Problem sei, und sagte: „Gewalt muss nicht mit Schlägen und Belästigung einhergehen. Verfolgung und spiritueller Terror sind ebenfalls Gewalt.“
AFP,dpa/SS,EC
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