Die Bürgerinnen und Bürger in den beiden wichtigen Bundesländern wählen morgen ihre Landtagsabgeordneten und neuen Landesregierungen. Sowohl Bayern als auch sein nordwestlicher Nachbar Hessen sind wertvolle Wirtschaftsmächte für die deutsche Wirtschaft. Von den beiden Bundesländern, deren Gesamtbevölkerung mit 20 Millionen etwa einem Viertel der deutschen Bevölkerung entspricht, ist Bayern auch flächenmäßig das größte Bundesland des Landes.
Die Christlich-Soziale Union (CSU), die bei allen Landtagswahlen in Bayern nach dem Zweiten Weltkrieg mit Ausnahme der Wahlen von 1950 als erste Partei hervorging und dies mehr als einmal mit großem Abstand schaffte, erreichte 37 Prozent Bei den letzten Wahlen im Jahr 2018 erhielt er mit 2 Stimmen die niedrigste Stimmenzahl der letzten 68 Jahre und bildete eine Koalitionsregierung mit der konservativen Partei Free Electors. Allerdings stellte Hubert Aiwanger, der Vorsitzende der Freien Wähler, der derzeit stellvertretender bayerischer Ministerpräsident und Wirtschaftsminister des Landes in der betreffenden Koalition ist, den bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chef Markus Söder in eine sehr schwierige Situation schwierige Situation kurz vor den Wahlen.
Süddeutsche Zeitung Die Nachricht, dass Aiwanger während seiner Studienzeit Plakate mit antisemitischen und rechtsextremen Inhalten vorbereitet hatte, löste im August bundesweit große Resonanz aus. Während Aiwanger diese Argumente zurückwies, sagte sein Bruder, er habe die Texte selbst verfasst. Hubert Aiwanger trat später am 30. August vor die Kamera und erklärte: „Seit er erwachsen geworden ist, ist er ein Menschenfreund, kein Antisemit und Extremist.“
Wird Söder diese Wende schaffen können?
Nicht zufriedenstellend scheint die Situation für Markus Söder zu sein, der nach der Wahl 2018 die Freien Wähler, die seiner eigenen Partei CSU ideologisch sehr ähnlich sind, als seinen Koalitionspartner anstelle der Grünen wählte. ZDF-Politbarometer Laut der letzten Umfrage liegt die Wählerquote der CSU bei rund 37 Prozent. Die Wählerquote des Koalitionspartners, der 2018 11,6 Prozent der Stimmen erhielt, scheint trotz der Aiwanger-Krise bei etwa 15 Prozent zu liegen. Die Wählerquoten der Grünen und der bundesweit auf dem Vormarsch befindlichen rechtsextremen Alternative für Deutschland (AfD) schwanken in den Umfragen zwischen 14 und 16 Prozent.
Söder, der vor der letzten Bundestagswahl zu den Ministerpräsidentenkandidaten der Einheitsparteien (CDU/CSU) zählte und bei der nächsten geplanten Wahl versuchen soll, sich erneut als Ministerpräsidentenkandidat hervorzutun Er wird im Herbst 2025 an der Landtagswahl teilnehmen, um sich für diesen Zweck zu stärken und ein gutes Ergebnis zu erzielen. Wenn sich die Stimmen jedoch weiterhin von der CSU, die seit Jahrzehnten die Hochburg der Konservativen in Bayern ist, hin zu den Freien Wählern und der AfD weiter rechts verschiebt und die CSU weniger als 35 Prozent der Stimmen erhält, könnte dies der Fall sein Eine „Katastrophe“ für Söder, meinen politische Beobachter.
Nach der Wahl in Bayern wird es voraussichtlich wieder zu einer Koalition aus CSU und Freien Wählern kommen. Diesmal wahrscheinlich mit einem etwas stärkeren Freien Kurfürstentum. Denn die CSU hat über ihren Chef Söder immer wieder erklärt, dass sie weder mit den Grünen noch insbesondere mit der AfD eine Koalition eingehen wird.
Hessen, wo die Einwanderungsrate hoch ist
Das Land Hessen zählt hinsichtlich der Wirtschaftsleistung zu den 16 besten Bundesländern Deutschlands. Das durchschnittliche Jahresbruttoeinkommen pro Kopf lag im Jahr 2022 im Bundesland mit rund 6,3 Millionen Einwohnern bei 91.000 Euro, womit Hessen nach Hamburg und Bayern an dritter Stelle stand.
Wirtschaftsmotor des Landes ist Frankfurt, das über den größten Flughafen Deutschlands verfügt. Allein am Flughafen sind rund 81.000 Menschen aus 90 Ländern beschäftigt. Obwohl der Ausländeranteil in Hessen bei knapp 17 Prozent liegt, gibt es große Unterschiede zwischen Städten und ländlichen Gebieten. Während in Frankfurt 29 Prozent der Einwohner einen ausländischen Pass besitzen, liegt diese Quote im benachbarten Offenbach bei 37 Prozent.
„Wenn Muslime die Macht ergreifen…“
Das Land Hessen wird seit 2014 von einer Koalitionsregierung aus CDU und Grünen regiert. Der 52-jährige Wirtschafts- und Verkehrsminister der Grünen, Tariq El Wazir, ist ein in Offenbach geborener Politiker, Sohn einer deutschen Mutter und eines jemenitischen Vaters. Auch Al-Wazir, der im Laufe seiner politischen Karriere aufgrund seines arabischen Namens häufig Rassismus und Diskriminierung ausgesetzt war, erhielt eine Reaktion von seinem derzeitigen Koalitionspartner CDU. Ende der neunziger Jahre fragte ihn ein CDU-Abgeordneter im Wiesbadener Landtag: „Wenn die Muslime an die Macht kommen, helfen Sie ihnen dann, uns richtig zu behandeln?“ Er hat eine Anfrage gestellt.
Die Beziehungen zur CDU sind derzeit gut. El Wazir, stellvertretender hessischer Ministerpräsident und stolz darauf, bei den Bürgern bekannter zu sein als CDU-Ministerpräsident Boris Rhein, sagt, dass die Zusammenarbeit mit seinen Partnern problemlos sei. Allerdings können die Grünen, die Partei des beliebten Politikers, nicht von den Vorteilen seiner Popularität profitieren.
Berlin ist 500 Kilometer entfernt, aber politisch ganz nah
Die öffentliche Unterstützung für die Bundesregierung, zu der neben den Grünen auch Sozialdemokraten (SPD), Freie Demokraten (FDP) und die aufgrund ihrer Parteifarben „Ampelkoalition“ gehören, nimmt allmählich ab. Ständige Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Regierung, insbesondere zu wichtigen Themen wie Klimaschutz, Machtgesetzen, Haushaltsdisziplin und Flüchtlingspolitik, führen zu deutlichen Stimmenverlusten der Koalitionsparteien in den Umfragen. Fast die Hälfte der Wähler ist mit dem Vorgehen der Bundesregierung unzufrieden.
Dieser negative Ausblick im politischen Gesamtbild spiegelt sich auch deutlich in den Meinungsumfragen im Vorfeld der hessischen Landtagswahl wider. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts infratest-dimap von Mitte September orientiert sich fast die Hälfte der hessischen Wähler bei ihrer Wahl ihrer Wahlpartei nicht an der Kommunalpolitik, sondern an der Bundespolitik. Der Umfrage zufolge könnte die CDU bei der Landtagswahl 30 Prozent der Stimmen erreichen. Die SPD, die unter der Führung von Bundesinnenministerin Nancy Faeser in den Wahlkampf ging, bleibt bei 18 Prozent. Die zuletzt rückläufigen Grünen erreichen 17 Prozent der Stimmen und liegen damit gleichauf mit der AfD. Während die FDP die Fünf-Prozent-Hürde vorantreibt, wird die Linkspartei sie wohl nicht überwinden können.
Die Migrationskrise in Deutschland und Europa bereitet auch Nancy Faeser große Sorgen. Darüber hinaus wurde auch das Argument, der Minister habe den Leiter des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik, Arne Schönbohm, zu Unrecht entlassen, in der Öffentlichkeit ausführlich diskutiert.
Faeser wird „Sicherheitsrisiko“ vorgeworfen
Die CDU betonte, Faeser habe seine Arbeit in Berlin für den Wahlkampf vernachlässigt und argumentiert, dass „der Minister ein Sicherheitsrisiko sowohl für Deutschland als auch für das Land Hessen“ darstelle. Auf diese scharfe Kritik der Konservativen antwortete der SPD-Politiker im gleichen Ton, dass Hessens Ministerpräsident Boris Rhein sich nicht ausreichend von den rechten Kräften distanziert habe und argumentierte, dass „es in Hessen viele rechte Themen gebe“. „
Auch das Landesamt für Verfassungsschutz unterstützte die Ministerin und wies darauf hin, dass die rechtsextreme Gewalt in Hessen noch weiter zugenommen habe. Der Terroranschlag in Hanau im Jahr 2022, bei dem acht Männer und eine Frau getötet wurden, ist nur eines von vielen Verbrechen, die Rechtsextremisten in den letzten Jahren begangen haben. Ein im Landtag eingesetzter Untersuchungsausschuss soll klären, ob in Hanau Versäumnisse der Behörden vorliegen. Der letzte Bericht ist noch nicht vollständig. CDU und Grüne wollten das Thema aus der Landtagswahl heraushalten und konnten die Berichterstattung dank ihrer Mehrheit im Parlament auf die Zeit nach der Wahl verschieben.
Nein zur Zusammenarbeit mit der AfD
Rhein konzentriert sich sowohl auf bundesstaatliche als auch auf lokale Themen, beispielsweise die Senkung der Grundsteuer oder das Anbringen von Armbändern an Frauenschlägern. In ihrer Einwanderungspolitik fordert sie mehr Kontrolle und Schutz an den Binnengrenzen, eine beschleunigte Rückführung abgelehnter Asylbewerber und eine Ausweitung der sicheren Herkunftsländer auf Algerien, Marokko, Tunesien und Indien.
Der CDU-Politiker will sich nicht darauf festlegen, wie es nach der Wahl politisch weitergeht. Rhein, der mit den Worten „Ja, wir hatten eine gute Zusammenarbeit mit den Grünen und wir waren damit zufrieden. Ich habe aber auch gute Beziehungen zu den Sozialdemokraten in Hessen“ die Tür für verschiedene Alternativen offen und lehnt eine davon kategorisch ab Möglichkeit: Es wird keine Zusammenarbeit mit der AfD geben!
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D.W.