Tschechien wurde am Donnerstag durch den Terroranschlag an der Karlova-Universität in der Hauptstadt Prag erschüttert. 13 Menschen verloren ihr Leben, als ein Student im Gebäude der Ideologischen Fakultät der Universität einen Brand eröffnete. In ersten Aussagen wurde bekannt gegeben, dass 15 Menschen gestorben seien, darunter der Angreifer.
Nach neuesten Erkenntnissen wurden durch den Brand 25 Menschen verletzt, davon 10 schwer. Die Verletzten wurden in verschiedene Krankenhäuser in Prag gebracht.
Die tschechische Polizei versucht immer noch, das Motiv des Angreifers zu ermitteln. Laut Polizeichef Martin Vondrasek ist es auch möglich, dass der 24-jährige Angreifer für zwei vor einer Woche begangene Morde verantwortlich ist. Nach Angaben der Polizei wurden ein Vater und sein neugeborenes Baby tot in einem Waldgebiet rund um Prag aufgefunden, die Hintergründe des Vorfalls sind noch nicht geklärt.
Oberstaatsanwältin Lenka Bradacova gab bekannt, dass Polizei und Oberstaatsanwaltschaft Ermittlungen eingeleitet hätten, um die Einzelheiten des Vorfalls zu klären.
Auch der Angreifer starb noch am Tatort. Es bleibt nun unklar, ob der Angreifer Selbstmord begangen hat oder von der Polizei getötet wurde. Die Antwort auf diese Frage wird sicherlich das Ergebnis der im Rahmen der Untersuchung durchzuführenden Obduktion sein. In einigen Aussagen unmittelbar nach dem Angriff am Donnerstag hieß es, der Angreifer habe Selbstmord begangen, in anderen hieß es, er sei „neutralisiert“ worden.
Die Polizei geht davon aus, dass der Angreifer vor der Tat seinen Vater getötet hat. Polizeichef Vondrasek sagte am Donnerstagabend auf einer Pressekonferenz, dass der Angreifer, dessen Vater tot im Dorf Hostoun im Westen von Prag aufgefunden wurde, vor dem Angriff von der Polizei durchsucht worden sei. Vondrasek sagte, der Angreifer sei „mit der Absicht nach Prag gereist, Selbstmord zu begehen“.
Premierminister Petr Fiala sagte, es gebe keine Hinweise darauf, dass es sich bei dem Vorfall um einen Terroranschlag handeln könnte. Am Donnerstagabend hielt das tschechische Kabinett eine Krisensitzung zu dem Vorfall ab, an der auch Präsident Petr Pavel teilnahm.
Nationale Trauer- und Spendenaktion
Aufgrund der Verluste an Menschenleben wurde am Samstag, dem 23. Dezember, im Land eine Staatstrauer ausgerufen.
Präsident Pavel rief dazu auf, die Tragödie nicht dazu auszunutzen, die Polizei ungerechtfertigt zu kritisieren und falsche Informationen zu verbreiten.
Unterdessen startete die Universität Karlova, wo der Anschlag stattfand, eine Spendenaktion für die Opfer und Angehörigen der Verletzten. Es wurde angegeben, dass mehr als 2.700 Menschen auf das bis Freitagmorgen eröffnete Konto gespendet hätten. Bis Freitagmorgen wurden 2,7 Millionen tschechische Kronen gespendet, was einem Gesamtwert von mehr als 100.000 Euro entspricht.
Nach dem Anschlag erreichten Tschechien aus aller Welt Unterstützungs- und Solidaritätsbotschaften. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier drückte den Verletzten sein Beileid aus und äußerte den Wunsch nach einer baldigen Genesung der Verletzten. UN-Generalsekretär Antonio Guterres sagte, er sei „schockiert und traurig“ über den Vorfall und wünsche allen Verletzten eine baldige Behandlung. EU-Ratsvorsitzende Ursula von der Leyen, der französische Präsident Emmanuel Macron, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und die deutsche Innenministerin Nancy Faeser gehörten zu den Präsidenten, die der Tschechischen Republik gute Gesundheit wünschten.
dpa / BU, HT
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D.W.