Strukturelle Probleme wie die Corona-Pandemie und der Ukrainekrieg sowie der Fachkräftemangel werfen Fragen nach der Zukunft der deutschen Wirtschaft und der Nachhaltigkeit der Wohlfahrt auf.
Der Bericht der Deutschen Entwicklungsbank (KfW) vom Montag mit dem Titel „Die Zeit des Garantiewachstums ist vorbei“ betonte, dass „der Wohlstand verloren gehen kann“, wenn nicht dringende Maßnahmen ergriffen werden.
Der KfW-Staatsbericht warnt davor, dass die deutsche Wirtschaft aufgrund des Fachkräftemangels vor einer Zäsur stehe und „die Basis für steigende Wohlfahrt bröckelt“. In dem Bericht, der darauf hinwies, dass der Fachkräftemangel die Aktivitäten von jedem zweiten Unternehmen einschränke, wurde festgestellt, dass die Arbeitseffizienz seit 2012 nur um 0,3 Prozent pro Person und Jahr gestiegen sei.
„Immer Wohlstandsverluste können Konflikte verstärken“
Darin heißt es, wenn die Zahl der heimischen Fachkräfte weiter abnimmt und die Produktivität nicht gesteigert werden kann, bedeutet dies eine Zäsur und der Wettbewerb um die Nutzung problematischer Rohstoffe wird sich verschärfen.“
Im KfW-Gutachten betonte er die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Erhöhung des Arbeitskräfteangebots durch qualifizierte Arbeitsmigration, zur Steigerung der Arbeitseffizienz durch Innovationsförderung, zur Ausweitung des Erwerbsalters auf 15- bis 64-Jährige, zur Erhöhung der Teilhabe der Bevölkerung über 65 und berufstätige Frauen.
„Wenn wir allein auf Zuwanderung setzen, brauchen wir eine Million Menschen pro Jahr“
KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib betonte, dass keine dieser Maßnahmen allein ausreichen werde, sie aber gemeinsam wirken können.
Ziel von Köhler-Geib ist es, Kinderbetreuungs- und Kindergartenmöglichkeiten zu verbessern, ausländische Abschlüsse und Berufsqualifikationen anzuerkennen, deutsche Bildung zu unterstützen, Investitionen in Innovation und Digitalisierung zu fördern, die Anzahl junger Menschen in naturwissenschaftlicher Ausbildung zu erhöhen und die Integration in das Berufsleben nach dem Rentenalter mit lebenslang zu erleichtern Lernmöglichkeiten Maßnahmen skizziert.
Der Rückgang der Einschreibungen in Naturwissenschaften hat Alarm ausgelöst
Als alarmierend bezeichnete das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) den Rückgang der Zahl der Studienanfänger in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik im vergangenen Jahr.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Montag ist die Zahl der Studienanfänger in diesen kurz MINT genannten Fächern im Jahr 2021 um 6,7 Prozent auf 307 Tausend gesunken. Die Abteilung stellte fest, dass auch der Rückgang der Bevölkerungszahl in der Altersgruppe der 17- bis 22-Jährigen zu dieser Situation beigetragen hat.
IW-Ökonom Axel Plünnecke warnte, dass die rückläufigen Studienanfängerzahlen im MINT-Bereich die Innovationskraft Deutschlands schwächen und damit Wettbewerbsfähigkeit und dauerhaften Wohlstand gefährden.
Nach Angaben des IW fehlen derzeit in Deutschland 140.000 Fachkräfte im Bereich MINT. Es wird angegeben, dass das Defizit hauptsächlich in den Bereichen Informationstechnologien (IT), Elektronik, Maschinen und Bauwesen besteht. Parallel zur Alterung der Bevölkerung wird darauf hingewiesen, dass die Zahl der Pensionierungen von Akademikern, die in diesen Bereichen an Universitäten lehren, zugenommen hat.
Corona und der Krieg kosten die deutsche Wirtschaft 595 Milliarden Euro
Der Ukrainekrieg werde die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr 175 Milliarden Euro kosten, berichtete IW am Montag. Das bedeutet einen Sozialhilfeverlust von 2.000 Euro pro Person. In dem Bericht wurde festgestellt, dass die Schließungsmaßnahmen und Unsicherheiten in der Zeit der Corona-Pandemie einen Verlust von 175 Milliarden Euro im Jahr 2020, 125 Milliarden Euro im Jahr 2021 und 120 Milliarden Euro im Jahr 2022 verursacht haben. Nach diesen Berechnungen ging das Institut davon aus, dass Deutschland im Zeitraum von 2020 bis Ende 2023 insgesamt 595 Milliarden Euro verloren gegangen sein werden.
IW-Ökonom Michael Grömling erklärte, das wertvollste Problem für die Wirtschaft seien die Unsicherheiten im Energiebereich, aber die Probleme nicht nur bei Erdgas und Strom, sondern auch bei Vorleistungen und Rohstoffen haben Investitionen erstickt. Gromling stellte fest, dass auch die von den Preissteigerungen betroffenen Privathaushalte zu Sparmaßnahmen und Nachfragerückgängen griffen.
AFP,dpa,rtr/BK,ET
DW