Auch Deutschland, das seit dem 16. September eine starke Verstärkung der Protestshows im Iran angekündigt hat, erhöht den Druck auf die Teheraner Regierung.
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock kündigte eine Ausweitung der Sanktionen gegen diejenigen an, die für die Unterdrückung der Proteste verantwortlich sind, die nach dem Tod von Jina Mahsa Amini im Iran begonnen haben.
Zunehmender Druck auf EU und UN
Baerbock kündigte an, dass man hart an der Annahme eines neuen Sanktionspakets gegen die iranische Regierung in der Europäischen Union (EU) arbeite und beabsichtige, diese Sanktionen nächste Woche anzunehmen.
Gleichzeitig kündigte Baerbock an, eine Sondersitzung im Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen mit der Agenda des Iran und der Einrichtung eines Mechanismus zu fordern, um Licht ins Dunkel zu bringen, was während des Protestprozesses passiert ist, und sagte: „Weil wir wissen, wie wertvoll es für die Opfer ist, von den Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen zu werden.“
„Das lassen wir uns nicht entgehen“
Baerbock, der den Demonstranten auch eine starke Solidaritätsbekundung gab, sagte:
„Dafür werden wir nicht aufgeben. Wir stehen den Männern und Frauen im Iran bei und wir werden ihnen nicht nur heute beistehen, sondern solange sie es brauchen, egal wie lange es dauert. Wir verschaffen ihnen Gehör der Welt. Ihre Namen sind Mahsa, Nika, Abdolfazel, Muhammad, Omid oder Minu. Sie sind nicht allein.“
Bundestag verurteilt Gewalt
Auch der Deutsche Bundestag kündigte auf seiner Sitzung am Mittwoch Verstärkung für die Demonstranten im Iran an und verurteilte die gewaltsame Niederschlagung der Demonstrationen.
In den von den Fraktionen der Koalitionsregierung aus SPD, Grünen und FDP vorgelegten und angenommenen Vorschlag wurden folgende Aussagen aufgenommen:
„Wir verurteilen brutale Gewalt und solidarisieren uns mit Menschen, die gegen Menschenrechtsverletzungen und für Freiheit, Selbstbestimmung und Demokratie demonstrieren.“
Mit dem angenommenen Vorschlag forderten die Abgeordneten die Bundesregierung auch auf, die Protestbewegung im Iran zu unterstützen und den politischen und diplomatischen Druck auf die Teheraner Verwaltung zu erhöhen.
Die Resolution enthielt auch den Satz: „Aminis Tod ist seit mehr als vierzig Jahren ein Modul der systematischen Verletzung von Menschen- und Bürgerrechten im Iran, und insbesondere Frauen und Minderheiten werden in diesem Land diskriminiert und unterdrückt.“
Der Iran reagierte mit Drohungen
Die Reaktion der Teheraner Verwaltung auf die Nachrichten aus Deutschland verzögerte sich nicht.
Der iranische Außenminister Hussein Buyruk Abdullahiyan teilte dies auf Twitter mit und wandte sich an die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock.
Der iranische Minister warnte in seiner Erklärung, in der er darauf hinwies, dass Deutschland eine Wahl treffen sollte, wie folgt:
„Deutschland kann sich für Engagement oder Herausforderung entscheiden, um gemeinsame Herausforderungen zu meistern. Unsere Antwort wird verhältnismäßig und streng sein.“
Die EU bereitet eine Ausweitung der Sanktionen vor
Das nächste Treffen der EU-Außenminister soll die Sanktionen gegen den Iran ausweiten.
Spiegel In seiner Ende der Woche veröffentlichten Nachricht erklärte er, dass einige EU-Mitgliedstaaten, darunter Deutschland im Mittelfeld, die Aufnahme von 31 im Bereich der Sicherheit im Iran tätigen Beamten und Institutionen in die Sanktionsliste forderten. Wenn diese Personen auf die Sanktionsliste gesetzt werden, werden ihre Vermögenswerte eingefroren und ihre Einreise in die EU verboten.
Zuletzt setzte die EU am 17. Oktober die im Iran als „Moralpolizei“ bekannten Beamten, darunter auch Sicherheitskräfte, auf die Sanktionsliste, weil sie die Demonstrationen gewaltsam niedergeschlagen hätten. Die Zahl der Personen und Institutionen, die in die Sanktionsliste der EU wegen Menschenrechtsverletzungen aufgenommen wurden, stieg mit dieser Entscheidung auf 97.
Deutsche Regierung in der Kritik
Mittendrin wird der Bundesregierung unter Führung von Olaf Scholz vorgeworfen, gegenüber der Teheraner Regierung nicht die nötige Reflexion über die seit Wochen andauernden Shows im Iran gezeigt zu haben.
Norbert Röttgen, Mitglied der CDU-Oppositionspartei, kritisierte die Bundesregierung dafür, dass sie nicht die nötige Entschlossenheit zeige, um Druck auf das iranische Regime auszuüben.
Auch in den Parteien der Regierungskoalition wächst die Kritik. Renata Alt von der FDP kritisierte: „Sanktionsbeschlüsse dauern zu lange und werden damit zurückgehalten.“
Die Regierung wird aufgefordert, die aus dem Iran fliehenden Demonstranten und Dissidenten stärker zu unterstützen.
Jina Mahsa Amini wurde am 13. September von Sicherheitskräften namens „Moralpolizei“ in Teheran mit der Begründung festgenommen, dass sie das Kopftuch nicht „ordnungsgemäß“ getragen habe, und es wurde bekannt gegeben, dass sie drei Tage später starb. In der Erklärung hieß es, Amini sei in der Haft zu Boden gegangen und dann ins Koma gefallen.
Nach Aminis Tod breiteten sich Protestshows, die am 16. September begannen, im ganzen Land aus. Sie dauert seit Wochen an, trotz des starken Drucks der Sicherheitskräfte.
dpa, DW / DA, HS
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