Trotz des wachsenden Fachkräftemangels in Deutschland beschäftigen nur wenige Unternehmen Arbeitskräfte aus dem Ausland. In einer für die Bertelsmann Stiftung durchgeführten Umfrage gaben 73 Prozent der Unternehmensleiter an, dass ihr Unternehmen einen Fachkräftemangel habe. Diese Quote lag im vergangenen Jahr bei 66 Prozent und im Vorjahr bei 55 Prozent.
Allerdings glaubte weniger als ein Fünftel der befragten Manager, in Deutschland genügend Arbeitskräfte zu finden, aber nur 17 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, neue Mitarbeiter im Ausland zu suchen. Stattdessen setzen Unternehmen vor allem auf betriebliche Weiterbildungsmöglichkeiten und Stabilität in Familie und Beruf, um geeignete Fachkräfte zu gewinnen.
Im Vergleich zur Bertelsmann Stiftung sehen mehr Unternehmen als in den Vorjahren Sprachbarrieren, rechtliche und bürokratische Hürden und die schwierige Bewertung von im Ausland erworbenen Qualifikationen inmitten großer Schwierigkeiten.
Der Recherche zufolge besteht zunächst einmal ein großer Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern mit Berufsausbildung auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Während 58 Prozent der befragten Unternehmen dies angaben, gaben 30 Prozent an, dass Bedarf an Akademikern bestehe.
Fachkräftemangel herrscht den Angaben zufolge vor allem in den Bereichen Pflege und Pflege, Bau und Handwerk, Industrie und Logistik sowie Tourismus. Darunter leiden laut Umfrage die Bundesländer Sachsen, Bayern und Rheinland-Pfalz sowie Unternehmen im ländlichen Raum. Der Bedarf an Akademikern wird wiederum vor allem in den Städten gesehen.
„Die Wirtschaft verliert an Schwung“
Angesichts dieser Entwicklungen sei es „erstaunlich, dass die Rekrutierung von Fachkräften aus Nicht-EU-Staaten für die meisten Unternehmen noch immer kein Wort ist“, so die Migrationsexpertin der Bertelsmann Stiftung, Susanne Schultz. „In nahezu allen Berufen, Branchen und Regionen“ zeichne sich nun Arbeitskräftemangel ab, so Schultz, die Wirtschaft verliere „zunehmend an Schwung“.
Die Stiftung betonte jedoch, dass sie Deutschlands Wohlstand ohne Zuwanderung nicht garantieren könne. Mit der Forderung, das neue Zuwanderungsgesetz nun „konsequent umzusetzen“, stellte die Stiftung vor allem fest, dass das Potenzial an Fachkräften aus dem Ausland noch zu wenig genutzt werde.
AFP / SSB,ET
DW