Deutschland übergab die PCK-Erdölraffinerie im östlichen Schwedt an die Treuhandverwaltung. Der russische Ölriese Rosneft besitzt mit 54 Prozent die Mehrheit an der Raffinerie, Shell hält ebenfalls einen Anteil von 37 Prozent.
In der Stellungnahme des Bundeswirtschaftsministeriums wurde darauf hingewiesen, dass dieser Schritt der Beseitigung der Gefährdung der Stromversorgungssicherheit dient und einen wertvollen Grundstein für den Schutz und die Zukunft der Raffinerie Schwedt darstellt.
Neben der Schwedt-Mehrheitsbeteiligung unterliegt auch die Kontrolle der Rosneft-Minderheitsbeteiligungen an den MiRo-Raffinerien in Karlsruhe und der Bayernoil in Vohburg der Verwaltung der Bundesnetzagentur.
Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine überführte Deutschland Gazprom Germania, den deutschen Arm des russischen Stromriesen Gazprom, unter die Verwaltung der Bundesnetzagentur. Treuhänderbestellungen basieren auf der Power Security Clause, die Maßnahmen gegen die Gefährdung der Stromversorgungssicherheit beinhaltet.
viertgrößte Ölraffinerie
Schwedt, die viertgrößte Mineralölraffinerie Deutschlands, deckt 90 Prozent des Brennstoffbedarfs der Hauptstadt Berlin. Die 1960 erbaute Raffinerie bezieht bisher ihr gesamtes Öl aus Russland über die Drujba-Pipeline. Der Mehrheitsgesellschafter von Schwedt, Rosneft Deutschland, stellte 12 Prozent seiner Ölverarbeitungskapazität in Deutschland zur Verfügung.
Deutschland strebt an, die Verarbeitung von russischem Öl bis Ende des Jahres einzustellen. In dieser Richtung wurde ein Arbeitssatz erstellt, um alternative Routen nach Schwedt außer russischem Öl zu finden. Die Raffinerie Schwedt spielt eine wichtige Rolle bei der Versorgung mit Kraftstoff und anderen Raffinerien nach Ostdeutschland sowie nach Westpolen.
Laut dem Bericht des Bundeswirtschaftsministeriums vom August soll die Raffinerie zu mindestens 75 Prozent mit dem Öl aus Alternativrouten betrieben werden. Da die aktuelle Pipeline vom Rostocker Hafen aber nur 60 Prozent der Kapazität der Raffinerie abdeckt, muss das Öl auch mit Tankern aus dem polnischen Danziger Hafen transportiert werden. Polen hatte Unterstützung für diesen Plan im Falle des Ausscheidens des russischen Unternehmens Rosneft signalisiert.
Es bietet dreitausend Menschen Beschäftigung
Der Schritt des Treuhänders dürfte die Beziehungen zu Russland weiter belasten. Aus deutschen Regierungskreisen wird berichtet, dass auch Szenarien wie eine sofortige Unterbrechung der Öllieferungen durch Russland in Betracht gezogen werden.
Wer nach der Schließung von Rosneft den Betrieb der Raffinerie übernehmen wird, steht derzeit noch nicht fest. Es ist bekannt, dass Shell, der zweitgrößte Anteilseigner, sich schon lange aus der Raffinerie zurückziehen wollte. Die im Bereich Erneuerbare Energien tätigen Unternehmen Verbio und Enertrag haben ihr Interesse an Schwedt bekundet. Die Raffinerie bietet 3.000 Menschen in der polnischen Grenzregion direkt und indirekt einen Arbeitsplatz.
Wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilte, wird die Treuhänderentscheidung von einem umfassenden Paket zur Zukunft der Raffinerie begleitet. Details zum Schritt des Treuhänders und zum Paket sollen heute auf einer Pressekonferenz bekannt gegeben werden, an der Ministerpräsident Olaf Scholz, Wirtschaftsminister Robert Habeck und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke teilnehmen.
rt/BK,TY
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