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Die deutsche Wirtschaft wird sehr rechtsfeindlich

In Deutschland erklärten Arbeitgeber und Gewerkschaften der extremen Rechten und der Fremdenfeindlichkeit den Kampf. Als ersten Schritt gründeten sie ein Joint Venture im Land Baden-Württemberg. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte zur Eröffnung der Veranstaltung: „Das ist ein ganz konkreter Kampf gegen Rechte und Verfassungsfeinde, denen die Menschenwürde egal ist.“

Im Januar lud der Präsident zu einem breiten Bündnis für Demokratie und gegen die extreme Rechte ein. Dieser Einladung sind auch die Arbeitgebergewerkschaft Südwestmetall und die baden-württembergische Industriegewerkschaft Metall gefolgt und haben am vergangenen Montagabend eine Erklärung mit dem Titel „Wirtschaft für Demokratie“ verabschiedet. Auch die Automobilhersteller Mercedes-Benz und Porsche unterstützten die Erklärung.


Bundespräsident SteinmeierFoto: Marijan Murat/dpa/picture Alliance

Jährlich werden 400.000 ausländische Fachkräfte benötigt

In der Geschäftswelt schrillen längst die Alarmglocken. Denn Deutschland braucht dringend Fachkräfte aus dem Ausland. Der Anteil der älteren Bevölkerung nimmt zu und die Generation, die während des Bevölkerungsbooms vor etwa sechzig Jahren geboren wurde, geht nun langsam in den Ruhestand. Nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung werden jedes Jahr rund 400.000 Fachkräfte aus dem Ausland benötigt.

Zudem nimmt die Zahl der Ankünfte aus Osteuropa ab; Es scheint, dass der Wert von Einwanderern aus Drittstaaten, also Nicht-EU-Ländern, allmählich zunehmen wird. Allerdings kann es sein, dass diese Einwanderer aus Angst vor den Nachrichten über Rassismus und Diskriminierung gar nicht kommen oder dass sie Deutschland nach unangenehmen Erfahrungen wieder verlassen.

„Ohne Einwanderer gäbe es keine Autos“

IG Metall Baden-Württemberg-Bezirksleiterin Barbara Resch sagte der DW: „Es ist uns wichtig, in den Betrieben Gespräche zu führen und unsere Ansichten zum Beispiel zur gemeinsamen Entscheidungsfindung weiterzuentwickeln. Gemeinsame Entscheidungsfindung gibt auch Sicherheit und beugt einigen Rechten vor.“ „Ich glaube, dass das so ist. Weil sie Angst vor der Zukunft haben“, sagt er.

Resch sagt, man wolle als Gewerkschaft ein klares Zeichen gegen die Rechtsextremen setzen und fügt hinzu: „Ohne Menschen unterschiedlicher Nationalität in unseren Unternehmen und Verwaltungen könnten wir weder Autos, Maschinen produzieren noch operieren.“ Busse in Baden-Württemberg.


Ein junger Salvadorianer macht ein Praktikum in einem Altenpflegeheim in DeutschlandFoto: Gero Breloer/dpa/picture Alliance

Türkenverbot im Pausenraum

Ein von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes dokumentierter Vorfall macht das Ausmaß des Rassismus am Arbeitsplatz deutlich: Herr A. ist türkischer Herkunft und hat mehrere Kollegen, die ebenfalls türkischer Herkunft sind. Im Pausenraum wird sowohl Türkisch als auch Deutsch gesprochen. Doch seinem Chef gefällt das nicht und er verbietet ihm, Türkisch zu sprechen. Nach Angaben der Antidiskriminierungsabteilung handelt es sich hier um einen klaren Fall von „Diskriminierung aufgrund der ethnischen Zugehörigkeit“.

Darüber hinaus handelt es sich bei solchen Vorfällen nicht um Einzelfälle. Zahlreichen Studien der letzten Jahre zufolge gehören Diskriminierungserfahrungen für viele Menschen mit Migrationshintergrund zum Alltag. Eine groß angelegte Studie der österreichischen Universität Linz aus dem Jahr 2016 zu fiktiven Bewerbungen in Deutschland ergab, dass Frauen mit muslimischen Namen seltener zu Vorstellungsgesprächen eingeladen wurden. Wenn der imaginäre Bewerber auf dem Foto ein Kopftuch trug, war die Einladungsquote sogar noch geringer.

Das schwächste Zeugnis gehört Deutschland

Eine EU-Studie aus dem Jahr 2023 ergab, dass sich schwarze Menschen in Deutschland besonders diskriminiert fühlten. Unter den 13 von der EU-Grundrechteagentur (FRA) befragten EU-Ländern erzielte Deutschland das schlechteste Ergebnis. Viele Menschen (51 Prozent in Deutschland) fühlen sich bei der Jobsuche benachteiligt. In einer aktuellen OECD-Studie geben mehr als die Hälfte der nach Deutschland kommenden Fachkräfte an, diskriminiert worden zu sein.

Auch das Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung IAW hat sich vor rund einem Jahr mit dieser Frage beschäftigt. Der Studie zufolge gaben 51 Prozent der Befragten an, Diskriminierung erlebt zu haben, während zwei Drittel der hochqualifizierten Fachkräfte aus außereuropäischen Ländern angaben, Diskriminierung erlebt zu haben. Für etwas mehr als fünf Prozent war dies auch einer der Gründe, Deutschland zu verlassen.

Bernhard Boockmann, wissenschaftlicher Leiter des Instituts, sagte der DW: „Es ist auch notwendig, den Blick auf die Menschen zu richten, die in Deutschland bleiben und von Diskriminierung betroffen sind. Sie sind auch konkreten Benachteiligungen auf dem Arbeitsmarkt ausgesetzt. Beispielsweise in ihren Berufen.“ „Sie kommen nicht im gleichen Maße voran wie Deutsche ohne Migrationshintergrund und können auch bei Gehältern diskriminiert werden. Das sind Themen, die weit über das Einwanderungsproblem hinausgehen.“

D.W.

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