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Forschung: Ostdeutsche wollen mehr als einen autoritären Staat

Die Untersuchung des Else-Frenkel-Brunswik-Instituts (EFBI) der Universität Leipzig mit 3.546 Personen ergab, dass die Menschen in den östlichen Bundesländern zwar die Demokratie als System befürworten, damit aber nicht zufrieden sind Demokratie in ihrem täglichen Leben. Als Ergebnis der Untersuchung wurde festgestellt, dass die Übernahme rechtsextremer Aussprachen auch unter den Bewohnern der östlichen Bundesstaaten häufig vorkommt.

Die Untersuchungen wurden im Osten Deutschlands, im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen sowie im Osten Berlins durchgeführt.

Atemberaubende und alarmierende Ergebnisse

Es zeigt sich, dass die Teilnehmer der Untersuchung mit dem Funktionieren der Demokratie im täglichen Leben nicht sehr zufrieden sind. Den Ergebnissen der Umfrage zufolge sind 64,6 % der Befragten, also fast zwei Drittel, der Meinung, dass es sinnlos wäre, sich politisch zu betätigen. Mehr als 77,4 Prozent oder mehr als drei Viertel sind der Meinung, dass der Staat keinen wesentlichen Einfluss auf ihre Arbeit nehmen kann. Aus diesem Grund ist die Mentalität des „Glaubens an Verschwörungstheorien“ nach Ansicht der beforschenden Experten weit verbreitet.

Einer der beiden für die Recherche befragten Personen argumentiert, Deutschland brauche eine „starke Partei, die die Volksgemeinschaft vertritt“. Obwohl der Begriff „Volksgemeinschaft“ erst im 18. Jahrhundert verwendet wurde, wird er mit der rechtsextremen Ideologie in Verbindung gebracht, da das Hitler-Regime in Deutschland diesen Begriff für Menschen mit Blutsbande in der Mitte verwendete.


Elmar BrählerFoto: picture-alliance/dpa/K. Nietfeld

Elmar Brähler, einer der Experten, die die Untersuchung durchgeführt haben, gibt an, dass sie festgestellt hätten, dass die Sehnsucht nach einer „rassenbasierten Gesellschaftsstruktur“ überwiege und nicht nach einer Gesellschaft, in der unterschiedliche Interessencluster existieren können. Oliver Decker, ein weiterer Leiter der Forschung, gibt an, dass viele Menschen in den östlichen Bundesländern festgestellt haben, dass „der autoritäre Staat sich nach Garantien in den von ihnen gegebenen Worten sehnt“ statt nach „demokratischer Teilhabe und Garantien der Grundrechte und -freiheiten“. .

Stellvertretender Direktor des Else-Frenkel-Brunswik-Instituts der Universität Leipzig, der die Forschung durchführte, Dr. Johannes Kiess sagt: „Zusammenfassend konnten wir eine Entfremdung von der Demokratie und eine fehlende Akzeptanz als Preis für den Besitz feststellen.“ Kiess fügt hinzu, dass diese Preise seit fast 20 Jahren gleich geblieben seien.

Auch die Akzeptanz rechtsextremer Aussprachen ist hoch

In der Umfrage unter Bewohnern der östlichen Bundesländer wurden den Teilnehmern auch Fragen zu sehr rechten Aussprachen und Ideologien gestellt. Dementsprechend wurde auch festgestellt, dass die in den östlichen Bundesländern lebenden Bürger rechtsextremen Aussprachen eine hohe Zustimmung gaben. Die Projektmanager stellten fest, dass fremdenfeindliche und chauvinistische Äußerungen nur von einem kleinen Prozentsatz der Teilnehmer abgelehnt wurden. Obwohl Elemente der Ideologie Hitlers und des Nationalsozialismus mit Fremdenfeindlichkeit nicht vollständig akzeptiert werden, befürwortet laut der Untersuchung ein Drittel der Bürger auch ganz oder teilweise antisemitische und „sozialdarwinistische“ Aussprachen.

Der Begriff „Sozialdarwinismus“, der heute in Deutschland im Rahmen des Rechtsextremismus verwendet wird, weist auf den verächtlichen Blick auf schwache und marginalisierte Gruppen der Gesellschaft hin.

In der Studie heißt es auch, dass das rechtsextreme Potenzial in den östlichen Bundesländern wie Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bemerkenswert sei. Experte Brähler, einer der Leiter der Studie, kommt zu dem Schluss, dass „sehr rechte und neonazistische Parteien in diesen Bundesländern daher ein sehr hohes Potenzial haben, Unterstützung durch die Wähler zu erhalten.“ Brähler erwähnt auch, dass sich jeder zweite Gesprächspartner „eine starke Partei, die eine Blutgesellschaft vertritt“ wünschte.

Auch hier können Experten zufolge rechtsextreme Parteien mit ihren Ideologien, die sie in den östlichen Bundesländern vertreten, weite Teile der Öffentlichkeit erreichen, und so gibt es unter den Anhängern der Partei Alternative für Deutschland (AfD) solche, die dies erreichen eine sehr rechte Perspektive. Die AfD, das Gegenstück zu Islam und Einwanderung, ist Meinungsumfragen zufolge auf dem Weg, die erste Macht in den östlichen Bundesländern zu werden.

Sie bezeichnen sich als Ostdeutsche

Deutschland bestand bis zur Berliner Mauer, die 1961 mit dem Bau begann, und der Wiedervereinigung im Jahr 1990 als zwei verschiedene Staaten weiter. Obwohl die Bundesrepublik Deutschland und die Demokratische Republik Deutschland (DDR) in einem friedlichen Abkommen vereint waren, scheint die Verschmelzung der beiden Völker noch immer nicht abgeschlossen zu sein.

Laut einer Studie der Universität Leipzig ist die Selbstidentifikation als Ostdeutsche auch mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung weit verbreitet und es gibt immer noch Menschen, die sich nach der DDR sehnen. Zwei Drittel der Befragten geben an, sich nach der DDR zu sehnen, drei Viertel sehen sich selbst als Ostdeutsche. Viele fühlen sich auch als Deutsche und deutsche Staatsbürger, denn Experten zufolge existieren viele Identitäten parallel.


Oliver DeckerFoto: picture-alliance/dpa/K. Nietfeld

Die Bilanz der Vereinigung von Ost- und Westdeutschland ist im Vergleich zu den Aussagen der Teilnehmer nicht sehr zufriedenstellend. „Jeder vierte Befragte hält sich für einen Fusionsverlierer. Weniger als die Hälfte derjenigen, die sich selbst für einen Fusionsgewinner halten“, sagte Decker, einer der Leiter der Studie. Rückblickend erklären die Teilnehmer der Studie, so Decker, dass sie mit ihrem Leben in der ehemaligen DDR durchaus zufrieden seien. Decker betont, dass dies eines der Hauptergebnisse der Forschung ist.

Das EFBI in Sachsen betreibt Forschung und dokumentiert demokratiefeindliche Standpunkte und Strukturen. Dabei stehen Diskriminierung, die Strategien und Dynamiken rechtsautoritär motivierter Strukturen und die Stärkung demokratischer Politik im Vordergrund.

DW / ETO,JD

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