Heute beginnt in der deutschen Hauptstadt Berlin der Prozess gegen Carsten L., einen ehemaligen Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes (BND), wegen Spionagevorwürfen. Der im Dezember letzten Jahres festgenommene Carsten L. wurde unter dem Vorwurf festgenommen, „im Jahr 2022 im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit erlangte Informationen an den russischen Geheimdienst weitergegeben zu haben“. Dieser Vorfall hatte große Auswirkungen und sorgte in der deutschen Öffentlichkeit für Besorgnis, da der russische Präsident Wladimir Putin im Februar 2023 verkündete, man habe „eine Sonderoperation gegen die Ukraine gestartet“.
Mögliche Kooperationspartner
Im selben Fall steht auch der Geschäftsmann Arthur E. vor Gericht, dem Kollaborateure von Carsten L. vorgeworfen werden. Auch Arthur E. wurde im Januar 2023 in Untersuchungshaft genommen. Den beiden Angeklagten wird vorgeworfen, zusammen mit einem weiteren russischen Geschäftsmann, gegen den ein Haftbefehl erlassen wurde, „sensible Daten“ an den für den russischen Inlandsgeheimdienst zuständigen Bundessicherheitsdienst (FSB) übermittelt zu haben.
Nach Angaben der Bundesanwaltschaft erfolgten die Ermittlungen in enger Zusammenarbeit zwischen dem BND und dem amerikanischen Federal Bureau of Investigation, dem FBI. In der Anklageschrift, in der den Angeklagten „Landesverrat“ vorgeworfen wird, werden neun Dokumente des BND erwähnt. Es wird angegeben, dass die Spionageaktivitäten insbesondere im Zusammenhang mit einem Projekt zum „technischen Wissenserwerb“ stehen.
Geheime Informationen aus BND-Rechnern
Die „streng geheimen“ Dokumente soll Carsten L. zwischen September und Oktober 2022 durch Ausdrucken von Computern in der BND-Zentrale in Berlin und Pullach oder durch Anfertigen eines Screenshots vom Computer erhalten haben. Es wird behauptet, Arthur E. habe die betreffenden Dokumente anschließend nach Moskau gebracht und sie dem unbekannten russischen Dienst übergeben. In der Anklageschrift heißt es unter anderem, dass die fraglichen Treffen von einem russischen Geschäftsmann organisiert wurden und dass dieser Geschäftsmann die Reservierungen für Arthur E.s Reisen nach Moskau vorgenommen und die Kosten übernommen habe.
In der Anklageschrift finden sich außerdem folgende Angaben: „Bei ihrem Treffen in Moskau im September 2022 überreichte ein FSB-Mitarbeiter Arthur E. eine Liste mit Fragen, die für den Geheimdienst von besonderem Wert waren. Um diese Fragen zu beantworten, wurde Carsten L.“ Die Expedition zog Informationen aus dem Inventar des Bundesnachrichtendienstes heran. Arthur E. übermittelte die fraglichen Antworten dem FSB in einer Sitzung im Oktober 2022.“
Bedrohung für die äußere Sicherheit Deutschlands?
Da es sich bei den offengelegten BND-Informationen um ein „Staatsgeheimnis“ handele, bestehe laut Anklage „eine ernsthafte Gefahr eines Nachteils für die äußere Sicherheit Deutschlands“.
Es wird auch darauf hingewiesen, dass die Bereitstellung von Informationen für den russischen Geheimdienst kostspielig ist. Es heißt, Carsten L. habe vom russischen Geheimdienst 450.000 Euro erhalten, Arthur E. mindestens 400.000 Euro in bar. Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft erhielt Arthur E. den besagten Betrag im November 2022 in Moskau in bar. Es wird behauptet, dass der russische Geheimdienst eine Rolle dabei gespielt habe, dieses Geld nach Deutschland zu bringen. „Bei diesem Vorfall ermöglichte Carsten L. Arthur E. offenbar aus beruflichen Gründen, sich bei seiner Einreise vom Flughafen nach Deutschland der Zollkontrolle zu entziehen“, heißt es in der Anklageschrift.
Nach Aussage von BND-Chef Bruno Kahl ist der Schaden durch diesen Vorfall geringer als zunächst befürchtet. Tagesspiegel In einer Erklärung gegenüber der Zeitung sagte Kahl, dass die nach Moskau übermittelten Informationen und der Wert dieser Informationen auf einem „überschaubaren“ Niveau seien. Kahl erklärte außerdem, dass diese Informationen nicht von anderen Diensten eingeholt worden seien und ging davon aus, dass der BND diesen unglücklichen Vorfall ohne größere Verletzungen überstanden habe.
Auf BND-Mitarbeiter warten Taschenkontrollen
Dieser Vorfall hatte auch einige Konsequenzen für die BND-Mitarbeiter. Der BND-Chef erklärte, dass BND-Mitarbeiter mit einigen Kontrollen rechnen müssten: „Wir bitten unsere Mitarbeiter, uns den Inhalt ihrer Taschen zu zeigen.“
Kahl wies darauf hin, dass der Krieg als Mittel zur Interessenverteidigung nach Europa zurückkehrte und wies darauf hin, dass sich der BND strategisch auf neue Entwicklungen einstellen müsse.
D.W.