Die Westbalkanstaaten, die in der Hauptstadt Berlin unter der Schirmherrschaft von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock entstanden, vereinbarten eine verstärkte Zusammenarbeit.
Außenminister Baerbock sagte, die Länder des Westbalkans wollten die Differenzen in der Mitte überwinden und die Zusammenarbeit verstärken. In seiner Erklärung nach dem Treffen gab Baerbock bekannt, dass eine Einigung zur Unterzeichnung eines Memorandums zu drei Themen inmitten von Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien erzielt wurde. Dementsprechend ist vorgesehen, dass die sechs Westbalkanstaaten die Ausweisdokumente, Hochschulabschlüsse und Berufsabschlüsse ihrer Bürger gegenseitig anerkennen.
Baerbock wertete diese Pläne als „historische Schritte, die das Leben der Menschen verändern werden“.
Visumfreies Reisen geplant
„Menschen, die in der Westbalkanregion leben, brauchen künftig nur noch einen Personalausweis, um die Mitte des Landes zu durchqueren“, sagte Baerbock und fügte hinzu, dass ein Visumantrag entfallen werde. Hochschulabschlüsse würden gegenseitig anerkannt, ergänzte Baerbock, dies gelte auch für Berufsabschlüsse und Zertifikate.
Die Abkommen sollen am 3. November in Berlin von den Staats- und Regierungschefs der sechs Länder auf dem Westbalkanhügel unterzeichnet werden.
Sechs Westbalkanstaaten, die an der Konferenz in Berlin teilnehmen, versuchen, Mitglieder der Europäischen Union (EU) zu werden.
Annalena Baerbock betonte, dass Deutschland auf dieser Seite auf die Bemühungen der Westbalkanstaaten setze, sagte, die EU-Mitgliedschaft der Westbalkanstaaten sei die Priorität der Bundesregierung.
„In einer Zeit, in der das europäische Friedenssystem so stark angegriffen wird wie seit Jahrzehnten nicht mehr, ist es entscheidend, die Länder des Westbalkans in die EU aufzunehmen“, sagte Baerbock. „Das ist eine Priorität der Bundesregierung“, sagte Baerbock.
Baerbock betonte, dass die am Freitag in Berlin erzielte Einigung keine „kleinen technischen Details“ sei, sondern ein großer Schritt in Richtung gemeinsames Leben und die Schaffung eines regionalen Marktes im Westbalkan.
Der deutsche Außenminister fügte hinzu, dass man auf Initiative Deutschlands beschlossen habe, die Unterschiede zwischen den Ländern zu überwinden und die Beziehungen zwischen ihnen zu stärken.
Aufruf zur Zusammenarbeit bei der Energiesicherheit
Auf der Westbalkankonferenz waren die Schaffung eines gemeinsamen regionalen Marktes sowie Klima, Energie und Energiesicherheit die wichtigsten Tagesordnungspunkte.
Grünenminister Baerbock forderte die Länder des Westbalkans auf, die Zusammenarbeit im Bereich der Energiesicherheit zu verstärken und erneuerbare Energien zu nutzen. „Es liegt in unserem gemeinsamen Interesse, die grüne Transformation umzusetzen, weil wir alle von der reinen und treuen Energie profitieren“, sagte Baerbock.
An dem im Rahmen des Berlin-Prozesses organisierten Treffen nahmen die Außenminister und EU-Vertreter Albaniens, Bosnien und Herzegowinas, des Kosovo, Montenegros, Nordmazedoniens und Serbiens sowie Bulgariens, Griechenlands, Österreichs, Kroatiens, Sloweniens und der EU teil Tschechische Republik.
Der von Merkel initiierte Berliner Prozess
Der Berliner Prozess, der 2014 von der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel initiiert wurde, zielt darauf ab, die Zusammenarbeit mit und unter den Westbalkanstaaten zu stärken und zu vertiefen. Die Entwicklung der regionalen Zusammenarbeit wird als Grundlage für Wirtschaftswachstum und regionalen Frieden angesehen. Der Berliner Prozess zielt auch darauf ab, die Teilnahme dieser Länder an der EU zu beschleunigen. Um diese Ziele zu erreichen, setzt der Berlin-Prozess auf die Entwicklung von Infrastruktur, Wirtschaft, regionalen Jugendaustauschprogrammen, Wissenschaft und Versöhnung.
Es gibt Spannungen in der Mitte der Westbalkanländer, insbesondere der ehemaligen Jugoslawien-Staaten Serbien und Kosovo. Belgrad erkennt den Kosovo, wo die albanische Bevölkerung stark ist, nicht an und behauptet, dass diese Länder innerhalb der Grenzen Serbiens liegen. Zu den Ländern, die den Kosovo anerkennen, der seine Unabhängigkeit erklärt hat, gehört Deutschland.
DW, dpa, AFP/JD, TY
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