Das österreichische Parlament hat mit seiner heutigen Abstimmung die Immunität des ehemaligen Ministerpräsidenten Sebastian Kurz einstimmig aufgehoben.
Der 35-jährige konservative Politiker trat am 9. Oktober wegen der gegen ihn eingeleiteten Korruptions-, Amtsmissbrauchs- und Bestechungsermittlungen von seinem Posten als Ministerpräsident zurück. Aber Kurz hatte seine Immunität nicht verloren, da er ein Gesetzgeber und parlamentarischer Clusterführer seiner Partei blieb.
Kurz und die Österreichische Volkspartei (ÖVP), deren Vorsitzender er ist, haben sich in der Parlamentsabstimmung für eine Aufhebung der Immunität ausgesprochen, um die Argumente schnell zu klären.
Die Zentralstaatsanwaltschaft (WKStA) zur Ermittlung von Wirtschafts- und Korruptionswetten ermittelt gegen Kurz und einige ihm nahestehende Politiker wegen „Amtsmissbrauchs“ und „falscher Äußerung“. Kurz und seine Gruppe stehen seit 2016 im Verdacht, einen Teil der Kosten der Umfragen mit Steuern finanziert und deren Ergebnisse manipuliert zu haben. Außerdem sollen sie gegen Geld positive Nachrichten über Kurz in den Medien verbreiten. All diese Argumente weist Kurz zurück.
Vorwurf der Falschaussage
Kurz wird auch vorgeworfen, vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss, der zur Untersuchung des als „Ibiza-Skandal“ bekannten Korruptionsskandals eingesetzt wurde, prahlende Worte abgegeben zu haben.
Die erste Regierung von Kurz mit der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) im Jahr 2017 endete 2019 wegen des Ibiza-Skandals. In einem 2017 in einer Luxusvilla auf Ibiza aufgenommenen Filmmaterial versprach der damalige Vizepremier und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache einer Frau, die er für richtig hält, einen Regierungsvertrag und andere Privilegien im Austausch für einen Wahlkampfschub ist die Nichte eines russischen Oligarchen.
Die zweite Regierung, die Kurz im Januar 2020 mit den Grünen gebildet hatte, geriet im Oktober nach Anrufen im engsten Zirkel von Kurz im Rahmen der Korruptionsermittlungen ins Wanken. Die Regierung endete offiziell am 11. Oktober 2021, nachdem Kurz nach einer Durchsuchung der ÖVP-Zentrale und des Büros des Ministerpräsidenten in Wien am 6. Oktober zum Rücktritt gezwungen worden war.
DW, AFP, dpa/EC, HS
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