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Der Klimawandel schürt Infektionskrankheiten

Einer der wertvollsten Gründe für die Entstehung und Ausbreitung von Infektionskrankheiten ist der vom Menschen verursachte Klimawandel. Dieses Ergebnis wurde in einer Studie der University of Hawaii festgestellt, die letztes Jahr im Wissenschaftsjournal „Nature“ veröffentlicht wurde.

Camillo Mora, Professor für Sozialwissenschaften an der University of Hawaii und Hauptautor der Studie, fasste die Ergebnisse der Studie wie folgt zusammen: „Es ist wirklich beängstigend zu sehen, dass Treibhausgasemissionen eine so große Bedrohung für die Gesundheit darstellen.“

Forscher analysierten über 800 wissenschaftliche Studien und fanden heraus, dass 58 Prozent der Infektionskrankheiten durch den Klimawandel verschlimmert werden. Ein Zusammenhang in dieser Richtung wurde in mehr als dreitausend persönlichen Vorfällen nachgewiesen. Der Studie zufolge hatten 160 der 375 untersuchten Krankheiten einen negativeren Verlauf aufgrund der Temperatur, 121 Überschwemmungen, 71 Stürme, 81 Dürren und 43 aufgrund der Erwärmung der Meere.

Wasserverschmutzung durch Dürre und Stürme

Die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Krankheiten hängen von ganz unterschiedlichen Faktoren ab. Beispielsweise können durch Dürren ausgelöste Wasser- und Nahrungsmittelknappheit dazu führen, dass Wildtiere sich Wohngebieten nähern. Dadurch steigt das Risiko, dass Menschen an einer durch Tiere oder Parasiten übertragenen Krankheit erkranken.

Dürre bedeutet auch, dass Menschen möglicherweise verunreinigtes Wasser trinken müssen. Dies kann zu Durchfallerkrankungen oder Cholera führen.


Foto: Anna Szilagyi/AP/Picture Alliance

Stürme, starke Regenfälle und Überschwemmungen können Straßen, Stromleitungen oder Kanalisationssysteme beeinträchtigen und die Versorgung mit sauberem Trinkwasser beeinträchtigen. Es ist bekannt, dass diese Art von Erkrankungen Epidemien von Hepatitis A und E, Rotavirus und Typhus verursachen.

Ein weiterer Punkt ist, dass das Immunsystem schwächer wird und anfälliger für Krankheiten wird, beispielsweise durch Mangelernährung aufgrund von Dürre oder Hitzewellen. Ebenso kann wetterbedingter Stress das Immunsystem von Tieren und Menschen schwächen.

Insgesamt haben Wissenschaftler mehr als 1.000 verschiedene Möglichkeiten identifiziert, wie der Klimawandel die Entstehung von Krankheiten begünstigen kann.

Exotische Krankheitsüberträger in Europa

Hohe Temperaturen erhöhen nicht nur die Ausbreitung von Krankheitserregern bzw. das Infektionsrisiko, sondern begünstigen auch die Ausbreitung von Überträgern, auch „Überträger“ genannt. Das können zum Beispiel Mücken oder Zecken sein, die sich in warmen Gegenden leicht vermehren. Aufgrund der globalen Erwärmung können sie nun in Gebieten leben, in denen sie zuvor noch nicht gesehen wurden.

Die Studie identifizierte mehr als 100 durch Vektoren übertragene Krankheiten, die aufgrund des Klimawandels zunehmen.

Vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg ist Dr. „Wir beobachten bereits jetzt die Auswirkungen klimawandelbedingter Krankheitsereignisse auf Krankheitserreger in Deutschland und Europa“, sagt Renke Lühken gegenüber der DW.

Laut Lühken sind Experten besonders besorgt über die Ausbreitung der Asiatischen Tigermücke: „Dieses Virus kommt derzeit in weiten Teilen Europas vor und löst Ausbrüche des Chikungunya-Virus und des Dengue-Fiebers aus, insbesondere im Mittelmeerraum.“


Etwa 700 Millionen Menschen erkranken jedes Jahr an Mückenstichen. Foto: David Spears/Ardea/imago images

Das Zika-Virus und das Dengue-Fieber verursachen hohes Fieber, Hautausschlag, starke Kopfschmerzen sowie Schmerzen in Knochen und Gliedmaßen. In einer wissenschaftlichen Studie aus dem Jahr 2020 warnten Forscher der University of Georgia in den USA, dass bis 2050 mehr als 1,3 Milliarden Menschen in Gebieten leben werden, in denen sich das Zika-Virus verbreiten kann. Darüber hinaus werden mehr als 700 Millionen Menschen in sehr heißen Regionen leben, was die Ausbreitung verschiedener Infektionskrankheiten erleichtert.

BNITMs Dr. „Das ist besorgniserregend, denn nur für wenige der betreffenden Erreger gibt es zugelassene Impfstoffe“, sagt Lühken.

Der Ausstoß von Treibhausgasen soll reduziert werden

17 Prozent aller Infektionskrankheiten werden durch Vektoren übertragen. Jedes Jahr erkranken etwa 700 Millionen Menschen an einer durch Mücken übertragenen Krankheit und mehr als eine Million sterben daran.

Laut den Forschern der im Fachmagazin „Nature“ veröffentlichten wissenschaftlichen Studie ist es schwierig, ja fast unmöglich, die zunehmende Ausbreitung von Krankheiten aufgrund des Klimawandels zu verhindern oder zu harmonisieren. Denn Krankheitserreger und Übertragungswege sind recht hoch. Deshalb sind „aggressivere Maßnahmen“ erforderlich, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren.

DW

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