In den letzten Tagen des Jahres 2023 driftet Deutschland rasch in Richtung Rezession, also wirtschaftlicher Ruhe. Viele Unternehmen im Land gehen davon aus, dass sich der negative Trend der Wirtschaft auch im Jahr 2024 fortsetzen wird. Laut einer Umfrage des für seine Chefnähe bekannten Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) unter mehr als 2.200 Unternehmen haben nur 23 Prozent der Teilnehmer eine positive Erwartung für 2024. 35 Prozent sind der Meinung, dass sich an der negativen Situation dieses Jahres auch im nächsten Jahr nichts ändern wird.
Die vorliegende Konjunkturumfrage weist gewissermaßen darauf hin, dass „die wirtschaftliche Schocklähmung in Deutschland anhält“. Faktoren wie Geschäftserwartungen, schockierende Strompreissteigerungen, hohe Inflation und Stromknappheit liegen immer noch auf dem Niveau vom Herbst 2022. Als wichtigste Gründe für die Konjunkturberuhigung nennen die Forscher um Michael Grömling, Wirtschaftsforschungsleiter des Instituts der Deutschen Wirtschaft, „den starken Anstieg der Strompreise nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine, den allgemeinen Preisanstieg, geopolitische Unsicherheiten usw.“ erhebliche Verlangsamung der Weltwirtschaft.
Diese negativen Entwicklungen haben auch wichtige Konsequenzen für Beschäftigung und Investitionen: Während jedes fünfte Unternehmen erwartet, im nächsten Jahr mehr Mitarbeiter zu beschäftigen, planen 35 Prozent, weniger Mitarbeiter zu beschäftigen, und 45 Prozent planen, ihren Personalbestand konstant zu halten. „Dies deutet darauf hin, dass der langjährige Beschäftigungswachstumsprozess in Deutschland vorerst zu Ende ist“, sagt Michael Grömling. Nur 27 Prozent der befragten Unternehmen planen im Vergleich zum Vorjahr höhere Investitionen, während 36 Prozent niedrigere Budgets erstellen. Vor allem Unternehmen im Bausektor sind pessimistisch. „Die Ruhe bei den Bauinvestitionen wird im Jahr 2024 nicht überschritten“, heißt es in dem Bericht.
Wachstumsannahmen gesenkt
Auch das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) rechnet nicht mit einer schnellen Erholung. In ihren aktuellen Berichten prognostizieren die Forscher, dass die deutsche Wirtschaft noch lange ruhig bleiben wird. Das Institut geht davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt im letzten Zeitraum des Jahres 2023 um 0,3 Prozent sinken wird.
Die Prognosen gehen davon aus, dass „die erwarteten Einsparungen im Haushalt nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur Schuldenbremse die reale Erholung im nächsten Jahr bremsen dürften.“ Aus diesem Grund reduzierte das HWWI seine Wachstumsannahme für 2024 um einen halben Punkt auf 0,5 Prozent.
Der Rückgang der Exporte hält an
In dieses Gesamtbild passt auch, dass die deutschen Exporte im letzten Quartal des Jahres weiterhin deutlich zurückgingen. Laut Statistischem Bundesamt ist der Wert der Warenexporte sowohl im Vergleich zum Vormonat (minus 0,2 Prozent) als auch im Vergleich zum Vorjahresmonat (minus 8,1 Prozent) gesunken. „Geopolitische Risiken und leider auch die immer noch schwache Weltkonjunktur übten im Oktober weiterhin Druck auf die Nachfrage aus“, sagt Volker Treier, Außenhandelsmanager des Deutschen Industrie- und Handelskammertages. Vor diesem Hintergrund setzte sich der im September verzeichnete Abwärtstrend bei den Exporten im letzten Quartal des Jahres fort.
Die Exporte in die Länder der Europäischen Union, die bei den deutschen Exporten an erster Stelle stehen, gingen laut Statistikern im Oktober im Vergleich zum Vormonat um 2,7 Prozent zurück und sanken auf 67,9 Milliarden Euro. Eine teilweise Steigerung konnte hingegen bei den Exporten in die USA und nach China verzeichnet werden. Die gesamte Exportmaßnahme belief sich im Oktober auf 126,4 Milliarden Euro.
Volker Treier vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag stellt fest, dass die Konjunkturabkühlung in der EU eine große Belastung für die deutsche Exportwirtschaft darstellt und fügt hinzu: „Die enorme Bürokratie und Kostenbelastung in Deutschland schwächt auch die Position des deutschen Außenhandels im internationalen Wettbewerb.“ .“
Der Gesamtwert der exportierten Waren ging in den ersten zehn Monaten des Jahres 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,8 Prozent zurück. Die negative Entwicklung der Exporte spiegelte sich auch in den Importen wider. Im gleichen Zeitraum sank der Gesamtwert der importierten Waren im Vergleich zu den ersten zehn Monaten des Vorjahres um 16,3 Prozent auf 108,6 Milliarden Euro.
Im vergangenen Jahr schloss der deutsche Außenhandel aufgrund deutlicher Preissteigerungen noch mit einem Rekordergebnis ab. Statistiker betonen jedoch, dass es aufgrund fehlender genauer preisbereinigter Informationen zum Außenhandel nicht möglich sei, die Auswirkungen von Preissteigerungen auf die Gesamtbilanz vollständig zu messen.
dpa, AFP, rtr / MÇ,HT
D.W.