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Deutschland erkennt das Massaker an Jesiden durch den IS als Völkermord an

In Deutschland hat der Bundestag die Massaker an Jesiden im Irak und in Syrien durch den radikal-islamistischen IS als Völkermord anerkannt. Der von der Koalitionsregierung aus SPD, Grünen und FDP sowie den wichtigsten Oppositionsparteien CDU/CSU vorbereitete Resolutionsentwurf wurde im Parlament einstimmig angenommen.

Der radikal-islamistische IS ist 2014 in die Region Sindschar im Nordwesten des Irak eingedrungen, wo Yeziden seit Jahrhunderten leben. Die Zahl der von ISIS während der Besatzung getöteten Jesiden wird mit über 5.000 angegeben. Während Tausende Jesiden gezwungen waren, ihre Häuser zu verlassen, wurden einige der vom IS gefangenen Menschen versklavt und Frauen und Kinder systematisch vergewaltigt. Schätzungen zufolge befinden sich noch etwa 3.000 Yeziden in den Händen von ISIS-Mitgliedern oder werden vermisst.

Die Ausgegrenzten des Nahen Ostens: Yeziden

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Die größte jesidische Diaspora befindet sich in Deutschland

„Der Deutsche Bundestag verbeugt sich vor den Opfern der Kriegsverbrechen des IS und der Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, heißt es in der heute vom Deutschen Bundestag verabschiedeten Entschließung. Es wurde erklärt, dass das Parlament die von ISIS-Mitgliedern begangenen Fehler als „Völkermord gemäß der Definition in der Konvention der Vereinten Nationen über die Verhütung und Bestrafung von Völkermordvergehen“ anerkennt.

Unter Hinweis darauf, dass in Deutschland die größte jesidische Diaspora der Welt lebe, hieß es weiter: „Die Öffentlichkeit auf den Völkermord an den Jesiden aufmerksam zu machen und dafür zu sorgen, dass an den Völkermord erinnert wird, muss im Mittelpunkt der gesellschaftlichen Verantwortung Deutschlands stehen .“

Der Bundestagsbeschluss ist zwar nicht rechtlich bindend, hat aber eine historische und politische Bedeutung.


Bundesaußenminister BaerbockFoto: Carsten Koall/dpa/Picture Alliance

Auch die rechtspopulistische AfD und die Linkspartei gaben Verstärkung

Die deutsche Außenministerin der Grünen, Annalena Baerbock, sagte in ihrer Rede auf der Bundestagssitzung: „Wir können den Völkermord nicht ungeschehen machen, aber wir können dafür sorgen, dass die Opfer gerecht werden und dass der Völkermord nicht an die nächsten Generationen vererbt wird.“

Der Sprecher der CDU-Parteien, des Parlamentarischen Clusters für Menschenrechtspolitik, Michael Brand, sagte auch, dass eine internationale Strafverfolgung wegen Fehlern gegen Yeziden eingeleitet werden sollte. „Diesen barbarischen Schlägern sollte kein beliebiger Ort auf der Welt gegeben werden, an dem sie der Bestrafung entgehen können“, sagte Brand.

Auch die Linkspartei-Abgeordnete Sevim Dağdelen erklärte, die Anerkennung des Massakers an Jesiden als Völkermord sei eine verspätete Entscheidung. „Das Thema ist größer als wir alle“ formulierte Dagdelen in Bezug auf die Bekräftigung des Beschlussentwurfs durch alle Cluster im Bundestag.


Auch die Jesiden Miri Tahsin Said Beg (5.v.l.) nahmen an der Sitzung im Bundestag teil.Foto: Reuhl/Fotostand/picture alliance

Die Sprecher der Parteien im Bundestag verteidigten in ihren Reden die Beibehaltung des Asylrechts für Jesiden in Deutschland. Es wurde auch erklärt, dass diejenigen, die nach Deutschland geflüchtet sind, die Möglichkeit erhalten sollten, in ihre Heimat zurückzukehren und ihre Familien zusammenzubringen. Auch die Absicht, Bildungs- und Forschungsprojekte zu unterstützen und ein Archiv- und Dokumentationszentrum einzurichten, um wissenschaftliche Studien zu Geschichte, Theologie und Kultur der Jesiden durchzuführen, wurde erwähnt.

An der Sitzung im Bundestag nahm auch die Ezidin Miri Hazım Tahsin Said Beg teil, die Gespräche mit der jesidischen Delegation in Berlin führte.

dpa, KNA, AFP/EC, UK

DW

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