Werbung

Deutschland hat den Knopf für die doppelte Staatsbürgerschaft gedrückt

In Deutschland hat die Regierung den Knopf für einen Gesetzentwurf gedrückt, der den Übergang zur deutschen Staatsbürgerschaft erleichtern und die doppelte Staatsbürgerschaft ermöglichen soll.

Der erste Schritt wurde im Zustimmungsverfahren zur Reform des Staatsangehörigkeitsrechts getan, das auch in den Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP aufgenommen wurde.

Das Bundesinnenministerium teilte am Freitag mit, dass der entsprechende Gesetzentwurf „fast fertig“ sei und in Kürze an andere Ministerien versandt werde. Nach der Zustimmung der Ministerien wird der Gesetzentwurf vom Kabinett gebilligt und das Parlament stimmt ab. Zuvor hatten die Zeitungen „Bild“ und „Süddeutsche Zeitung“ im Kreis der Koalitionspartner über die „weitgehend vereinbarten“ Details des Gesetzentwurfs berichtet.

Im Vorstellungsteil des Gesetzentwurfs wurde darauf hingewiesen, dass das Staatsangehörigkeitsrecht in Deutschland entsprechend den Anforderungen der heutigen vielfältigen Einwanderungsgesellschaft modernisiert werden sollte, und auf die geringe Quote an Einbürgerungsanträgen in Deutschland hingewiesen.

Die Antragsquote sank auf 1,3 Prozent

Mit Stand Ende 2021 leben in Deutschland 10 Millionen 700 Tausend Menschen ausländischer Herkunft. Rund 5,7 Millionen von ihnen leben seit über zehn Jahren in Deutschland. Nach den geltenden Regelungen kann die deutsche Staatsbürgerschaft zwar nach acht Jahren rechtmäßigen Aufenthalts erworben werden, die Quote derer, die von dieser Möglichkeit profitieren, ist jedoch sehr gering. Im Jahr 2019 beantragten nur 1,3 Prozent der Personen, die das Recht hatten, die Staatsbürgerschaft zu beantragen. Diese Rate liegt in der Europäischen Union im Durchschnitt bei etwa 2 Prozent.


Foto: picture-alliance/dpa/W. Steinberg

Nach dem Gesetzentwurf, dessen Zustimmungsverfahren eingeleitet wurde, wird die Aufenthaltsfrist für die Beantragung der deutschen Staatsangehörigkeit von acht auf fünf Jahre verkürzt. Diese Frist kann auf 3 Jahre verkürzt werden für Personen, die „besondere Erfolge“ in schulischen oder beruflichen Erfolgen, sehr gute Deutschkenntnisse oder Integration durch gemeinnützige Aktivitäten nachgewiesen haben.

In Deutschland geborene Kinder von im Ausland geborenen Eltern können automatisch deutsche Staatsbürger werden, sofern die Eltern seit fünf Jahren in Deutschland leben. Bisher beträgt dieser Zeitraum acht Jahre.

Geste an ehemalige „Gastarbeiter“

Auch die Situation von Personen, die als „Gastarbeiter“ nach Deutschland kamen, sich aber in den 60er Jahren zeitweise in Deutschland aufhielten, berücksichtigte die Bundesregierung in ihren Reformplänen.

Das Spracherfordernis für diesen Cluster, der viele Menschen über 67 Jahre umfasst, die kein Deutsch sprechen, wird abgeschafft, um die deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten. Mit diesem Plan, der auch im Koalitionsvertrag enthalten ist, will die Bundesregierung den besonderen Beitrag der Generation „Gastarbeiter“ zur Entwicklung des Landes würdigen.

Türken können doppelte Staatsbürger werden

Einer der wertvollsten Aspekte der Reform ist die Beseitigung der Hindernisse für die doppelte Staatsbürgerschaft, die Millionen Türken daran hindern, die deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten. Der Gesetzentwurf weist darauf hin, dass „Sprachkenntnisse, Bildung, beruflicher Einfallsreichtum und das Festhalten an der freiheitlich-demokratischen Grundordnung für die Integration in die Gesellschaft viel wertvoller sind als der Besitz einer oder mehrerer Staatsbürgerschaften“.

Bisher mussten türkische Staatsbürger zwischen der türkischen und der deutschen Staatsbürgerschaft wählen und ihre türkische Staatsbürgerschaft aufgeben, um die deutsche Staatsbürgerschaft zu erwerben.


Bundesinnenministerin Nancy Faeser Foto: Arne Dedert/dpa/Picture Alliance

Wiese: Wir entstauben den deutschen Pass

SPD-Innenexperte Dirk Wiese verteidigte den Gesetzentwurf und sagte: „Wir machen mit dem deutschen Pass kein Schnäppchen, wir nehmen ihm den Staub ab.“ Wiese sagte, ihr Ziel sei es, dass Menschen, die zum Arbeiten nach Deutschland kommen, sich hier niederlassen und heimisch fühlen.

Auch der Bundestagsfraktionskreis Die Linke begrüße den Gesetzentwurf. Gokay Akbulut, Sprecher der Einwanderungspolitik der Linkspartei: „Rund 12 Millionen Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft zeigen, wie hoch das Einbürgerungspotenzial in Deutschland ist. Die Quote der Sofortanträge ist im internationalen Vergleich sehr gering in Europa.“

FDP-Fraktionsvorsitzender Christian Dürr forderte mehr Abstimmungsbedarf innerhalb der Koalition zu diesem Thema und sagte: „Nur wer seinen Lebensunterhalt durch Arbeit bestreiten kann und sich an unsere Satzungen hält, soll die deutsche Staatsangehörigkeit erwerben können.“ Dürr betonte, für seine Partei, die FDP, sei es wertvoll, „Migration auf Arbeitsmärkte zu lenken, nicht auf Sozialsysteme“.

dpa,AFP,epd/BK,HS

DW

About admin

Check Also

İYİ-Parteitag: Die Wahl wird dem zweiten Geschlecht überlassen

Bei der Wahl zur Bestimmung des neuen Vorsitzenden der UYGUN-Partei auf ihrem 5. außerordentlichen Kongress konnte kein Kandidat die erforderliche Mehrheit erreichen. Meral Akşener hielt ihre letzte Rede als Generalleiterin auf dem Kongress.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert