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Deutschland verzögert Abschaltung von Atomkraftwerken

In Deutschland hat der Bundestag den Betrieb von drei Kernkraftwerken, die wegen der Stromkrise in diesem Jahr abgeschaltet werden sollten, bis zum nächsten Jahr verlängert.

Bei der Bundestagsabstimmung am Freitag hofft die Bundesregierung, dass die drei verbliebenen Atomkraftwerke, die durch Koalitionsabstimmungen genehmigt wurden, weiterhin intermittierend in Betrieb bleiben und so dazu beitragen, die Stromversorgung über den Winter zu sichern. Der neue Termin für das vollständige Ende der Kernenergie in Deutschland ist der 15. April 2023. Der Denuklearisierungstermin wurde für Ende des Jahres angesetzt.

Bei der Abstimmung stimmten 375 Abgeordnete für die Verlängerung. Während 216 Abgeordnete dagegen stimmten, enthielten sich 70 Abgeordnete der Stimme.

Unter den Koalitionspartnern entzündete sich eine Kontroverse

Die Verlängerung der Laufzeit von Kernkraftwerken hat öffentliche Debatten unter den Koalitionspartnern von SPD, Grünen und FDP ausgelöst. Auch die unterschiedlichen Positionen der Koalitionspartner wurden in den letzten Gesamtratsgesprächen verdeutlicht. Während die Abgeordneten der Grünen deutlich machen, wie mühsam es für sie ist, den Abrüstungsprozess hinauszuzögern, hält die FDP eine weitere Verlängerung der Betriebszeiten für möglich.

„Die diskontinuierliche Verlängerung der Aktivitäten ist mir und vielen Abgeordneten meiner Fraktion eine Zumutung“, sagte der Grünen-Bundestagsabgeordnete Harald Ebner.

Die FDP-Bundestagsabgeordnete Carina Konrad wollte wissen, dass ihre Partei Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke nicht als Ideallösung ansieht. Konrad betonte, dass die drei Kraftwerke sicherheits- und klimaneutral seien. Die Ausweitung der Aktivitäten der Kraftwerke im Winter sei „eine Frage des gesunden Menschenverstands“. Die Parteiführung der FDP hatte sich vor kurzem für eine Fortführung der Aktivitäten bis 2024 ausgesprochen.

Lukas Köhler, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP-Fraktion, ging noch einen Schritt weiter und forderte auf, die heimische Gasförderung durch umstrittenes Schiefergas in Deutschland zu steigern. Köhler sagte, dies dürfe „kein Tabu mehr sein“, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Doch die Grünen bestreiten dies kategorisch.

Carsten Träger von der SPD bekräftigte auf der Mitgliederversammlung, am Atomausstieg im April festzuhalten. „Dann wird Deutschland ein bisschen treuer“, fügte er hinzu. Er sagte, er werde am Tag der Abschaltung des letzten Atomkraftwerks mit seiner Familie Champagner trinken. „Die Linkspartei lehnt Kernenergie grundsätzlich ab“, sagte der Bundestagsabgeordnete Ralph Lenkert.

Der CDU-Abgeordnete Steffen Bilger warf den Regierungsparteien vor, sich zu kurzfristig mit dem Thema Stromversorgungssicherheit auseinanderzusetzen. „Wer jetzt nicht für die Lieferung neuer Brennstoffe stimmt, nimmt in Kauf, dass Deutschland in der Stromkrise ein noch größeres Stromproblem bekommen wird“, sagte Bilger.

Ein Antrag der CDU/CSU-Fraktion auf Verlängerung ihrer Amtszeit bis mindestens Ende 2024 wurde vom Gesamtrat abgelehnt. Auch ein Antrag der AfD, der unter anderem die Wiederaufnahme der Wissenschaftsförderung für Atomkraft forderte, wurde abgelehnt.

Scholz hatte das letzte Wort

Ministerpräsident Olaf Scholz (SPD) hatte das letzte Wort, indem er die Koalitionsgespräche beendete und am Montag in einem Brief an die zuständigen Minister die rechtliche Absicherung für den Betrieb der zu erwartenden Kernkraftwerke Isar 2, Neckarvestheim 2 und Emsland begründete bis zum 31.12.2022, bis spätestens 15.04.2023 geschlossen werden.

Die Verlängerung muss noch den Bundesrat passieren, bedarf aber nicht der Zustimmung der Landtage. Das parlamentarische Verfahren wird mit der Sitzung des State House am 25. November abgeschlossen.

Scharfe Kritik gab es von den umliegenden Organisationen für die Verlängerung der Betriebszeiten der Kraftwerke. „Diese Reaktoren sind alt und gefährlich und müssen nicht weiter betrieben werden“, sagte Greenpeace in einer Erklärung. „Und ihr geringer Beitrag zur Stromerzeugung wird die Strompreise nicht allzu sehr senken.“

AFP / SSB, EC

DW

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