Ab morgen tritt das neue Einwanderungsgesetz in Kraft, das Deutschland für qualifizierte ausländische Arbeitskräfte attraktiver machen soll. Ziel des Gesetzes ist es, die Migration von Arbeitskräften aus Ländern außerhalb der Europäischen Union (EU) nach Deutschland zu erleichtern. Mit dieser Regelung will die Bundesregierung jährlich 75.000 zusätzliche Arbeitskräfte ins Land holen.
Der Gedanke eines Arbeitskräftemangels auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland steht schon seit Längerem auf der Tagesordnung. Jeder siebte Mitarbeiter ist ausländischer Herkunft. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit liegt der Anteil der Arbeitsmigranten unter den versicherten Arbeitnehmern bei 15 Prozent, in einigen Branchen liegt dieser Wert sogar noch höher. Der Einwanderungsexperte des Deutschen Wirtschaftsforschungsinstituts (Ifo), Panu Poutvaare, fasst die aktuelle Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt wie folgt zusammen: „Viele Branchen sind derzeit auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen.“
Nach Angaben von Poutvaara und der Bundesagentur für Arbeit vom März 2023 liegt der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund im Reinigungssektor bei 41 Prozent, in der Lebensmittelproduktion bei 38 Prozent, im Hoch- und Tiefbausektor bei 33 Prozent und im Tourismus- und Tourismussektor Der Hotelsektor liegt bei 32 Prozent. Auch in den Bereichen Transport, Logistik und Landwirtschaft ist der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund hoch. Während die Quote der Beschäftigten mit Migrationshintergrund auf dem Arbeitsmarkt im Sommer 2021 niedriger war, stieg sie danach an.
Unterstützung der Einwanderung aus der Wirtschaftswelt
Die deutsche Wirtschaftswelt steht der ausländischen Arbeitsmigration positiv gegenüber. In der Stellungnahme der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) heißt es: „Wir müssen den demografischen Wandel im Land in den kommenden Jahren abmildern. Ohne die Rekrutierung qualifizierter Arbeitskräfte können wir unseren Wohlstand nicht halten.“ im Ausland.“
Die Union betonte, dass einer der wichtigsten Bausteine dafür sei, dass Deutschland rasch zu einem attraktiveren Land für qualifizierte Einwanderer werde.
„Ohne Migration ist der Wohlstand in Gefahr“
Dasselbe warnt auch Martin Lange, Experte am Deutschen Zentrum für Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim. „Ohne Migration ist der Wohlstand gefährdet“, sagt Lange und fügt hinzu, dass Deutschland im globalen Wettbewerb stehe. Lange sagt: „Wenn wir eine einwanderungsfeindliche Haltung einnehmen, wird uns diese Situation für andere Länder und ausgebildete Arbeitskräfte nicht attraktiv machen.“
Es scheint, dass der Rückgang der deutschen Erwerbsbevölkerung in einigen Berufsgruppen durch solche ausländischer Herkunft ausgeglichen wird. Nach Einschätzung der Deutschen Presse-Agentur (dpa) ist die Zahl der deutschen Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe zwischen 2018 und 2023 um 285.000 gesunken, während die Zahl der ausländischen Arbeitnehmer um 202.000 gestiegen ist. Bemerkenswert ist, dass während die Zahl der Deutschen im Hotel- und Beherbergungsgewerbe um 64.000 zurückging, die Zahl der ausländischen Arbeitnehmer um 72.000 zunahm. Ein ähnlicher Trend war auch im Finanz- und Versicherungsbereich zu beobachten. Die Zahl der deutschen Mitarbeiter ging um 22.000 zurück, während die Zahl der ausländischen Mitarbeiter um 19.000 zunahm. Die Zahl der Beschäftigten deutscher und ausländischer Herkunft stieg in Bereichen wie Gesundheitswesen, Informations- und Kommunikationstechnologien sowie Bildung.
In welchen Branchen arbeiten die Neulinge?
Laut Martin Lange, Experte am Deutschen Zentrum für Wirtschaftsforschung (ZEW) mit Sitz in Mannheim, arbeiten Arbeitskräfte, die aus EU-Ländern nach Deutschland kommen, vor allem im verarbeitenden Gewerbe, im Handel, im Transportwesen und im Baugewerbe. Es ist zu beobachten, dass diejenigen, die aus Ländern kommen, in denen in Deutschland Asylanträge gestellt werden, in den Bereichen Handel, Verkehr, Hotellerie und Gastronomie arbeiten. Lange sagt: „Wer aus dem Westbalkan kommt, kann im Baugewerbe arbeiten, weil die Regulierung der Westbalkanländer es den ausgebildeten Arbeitskräften dieser Länder seit einigen Jahren ermöglicht, zu arbeiten, wenn sie in Deutschland einen Job finden.“ Lange gibt an, dass diese Regelung den deutschen Bauunternehmen am meisten zugute kommt.
Laut Lange kommen sowohl qualifizierte als auch ungelernte Einwanderer nach Deutschland. Aber sie haben Schwierigkeiten. Oftmals können sie in Positionen beginnen, die unter ihren Qualifikationen liegen, und im Laufe der Zeit zu Experten aufsteigen. Denn es fällt ihnen schwer, ihre beruflichen Qualifikationen und Erfahrungen aus dem Herkunftsland in Deutschland anzuerkennen. Lange weist darauf hin, dass insbesondere Ärzte und Rechtsanwälte Schwierigkeiten haben, ihre Berufsqualifikationen in Deutschland offiziell einzuführen.
dpa, DW/HT,JD
D.W.