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Ein Jahr Ampelkoalition


Foto: Dwi Anoraganingrum/Geisler-Photopress/Picture Alliance

„Alle Theorien sind grau.“ Diese auch populär gewordene Weisheit von Deutschlands berühmtestem Dichter Johann Wolfgang von Goethe wurde von der Koalitionsregierung unter Ministerpräsident Olaf Scholz dramatisch bestätigt. Denn es gab keine Gewöhnungs- oder Toleranzzeit. Die Wahrheit ist, dass diese dreigliedrige Koalition aus Sozialdemokraten (Parteifarbe Rot), Grünen und Freien Demokraten (Parteifarbe Gelb) und in der Öffentlichkeit mit Bezug auf ihre Farbe „Ampel“ genannt wird, sich seit dem in einem kaum zu glaubenden Zustand befindet Spätestens am 79. Tag des Einsatzes Arbeitsbedingungen.

Ein Wendepunkt für alle

Der von uns erwähnte 79. Tag war der 24. Februar 2022. An diesem Tag marschierte Russland in die Ukraine ein. Olaf Scholz, der sozialdemokratische Regierungschef Deutschlands, der nach 16 Jahren unter der Regierung der Christdemokraten Angela Merkel an die Macht kam, betonte in seiner Bundestagsrede kurz nach Kriegsausbruch, dass diese Situation ein Wendepunkt für alle sei .

Das war eine sehr maßvolle, genaue und verständliche Beschreibung dessen, was der russische Staatschef Wladimir Putin mit seinem Krieg gegen das Nachbarland ausgelöst hat, sowohl im eigenen Land als auch in der Ukraine, in Deutschland und in der ganzen Welt.

Die Dreiparteienregierung bezeichnet sich laut Koalitionsvertrag als „Bündnis für Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit“. Diese ambitionierte Rhetorik in Kriegszeiten und in der Zeit nach der Corona-Pandemie zu erfüllen, ist eine überaus mächtige Aufgabe, die die Scholz-Regierung trotz aller nachvollziehbaren Kritik bisher wunderbar gemeistert hat. Wie im Konflikt in der Koalition um den längerfristigen Betrieb von Atomkraftwerken weiß der Ministerpräsident das letzte Wort zu sagen und wenn nötig Führungsstärke zu zeigen.


Archiv – Die Spitzenpolitiker von SPD, Grünen und FDP in der Mitte nach einem Treffen, bei dem sie sich auf einen Koalitionsvertrag geeinigt haben – (24.11.2022 / Berlin)Foto: Abdulhamid Hosbas/AA/Picture Alliance

Deutschlands Politik ist vorhersehbar

Deutschland hat in der Außen- und Sicherheitspolitik an Ansehen gewonnen. Wie auch immer Sie die massive Erhöhung der Militärausgaben im Rahmen der Nordatlantischen Verteidigungsallianz (NATO) persönlich sehen, sie ist ein starkes Zeichen von Glaubwürdigkeit und Solidarität. Entscheidend ist dabei die entschlossene Haltung der Grünen. Als sie 1980 gegründet wurde, war sie jedoch eine Partei mit pazifistischen Wurzeln, die die Auflösung der NATO forderte!

Regierungschef Olaf Scholz verdient Anerkennung dafür, dass er sich der gelegentlich heftigsten Aufforderung, mehr Waffen in die Ukraine zu liefern, weitgehend widersetzt hat. Man kann nicht sagen, dass Deutschland unter seiner Führung auf diesem (Kriegs-)Gebiet nichts getan hätte. Solange die Regierung in Abstimmung mit der internationalen Gemeinschaft arbeitet, ist der Trend richtig. Wenn es um Krieg und Frieden geht, ertönt Scholz‘ zurückhaltende Stimme als umjubelte Stimme inmitten des Gebrülls diplomatisch ignoranter Werber.

Unverzichtbare Hilfsprogramme

Trotz Krieg, und vermutlich sogar wegen des Krieges, hat die Koalitionsregierung viel vorzuweisen: Allen voran sind die massiven Hilfsprogramme zur Abfederung der Folgen der massiv gestiegenen Stromkosten und der Inflation durchaus lobenswert. Im Mittel summierten sich diese Hilfspakete auf über 200 Milliarden Euro und kamen sowohl der Bevölkerung als auch der Wirtschaft zugute.

Dafür musste Finanzminister Christian Lindner über den eigenen Schatten springen. Obwohl sich der FDP-Politiker offiziell an die Schuldenbremse im Grundgesetz hält, bleiben Kredite aus dem Privatvermögen eine Schuldenlast im Haushalt. Diese Belastung wird den fiskalischen Handlungsspielraum in den kommenden Jahren einengen. Pragmatisch zu handeln, gerade in Kriegs- und Krisenzeiten, wird aber auch weiterhin die richtige Option sein.


Christian LindnerFoto: Oliver Berg/dpa/picture-alliance

Der Regierung kann in Zeiten der Not vertraut werden

In einer solchen Zeit gibt es nichts Schlimmeres, als aufgrund parteipolitischer und ideologischer Perspektiven das große Ganze nicht sehen zu können. Natürlich unterscheiden sich die drei politischen Parteien, die Deutschland seit einem Jahr regieren, grundlegend voneinander.

In dringenden Fällen können sie jedoch in Notzeiten und in wertvollen Angelegenheiten vereint werden. Meinungsverschiedenheiten in einigen Punkten stehen dem nicht im Wege.

Hoffen wir, dass sich Sozialdemokraten, Grüne und Freie Demokraten nicht von den schlechten Wahlergebnissen verunsichern lassen. In der aktuellen Meinungsumfrage „Deutschlandtrend“, die am Puls der Bevölkerung liegt, liegen ihre Gesamtstimmen derzeit nur bei rund 41 Prozent. Die Quote derjenigen, die mit der Leistung des Staates zufrieden sind, liegt bei nur 30 Prozent, aber diese Kosten können sehr schnell wieder besser werden.

Eine gute Verwaltung ist möglich, indem man die Stimmung in der Gesellschaft ernst nimmt, die Befindlichkeiten abwägt und wohlüberlegte Entscheidungen trifft. Aus diesem Grund ist die Koalitionsregierung von Olaf Scholz auch am Ende ihres ersten Amtsjahres trotz einiger Ausnutzungsversuche im Hintergrund national wie international die adäquateste Option seine Vielfraße.

Einige Länder beneiden Deutschland

Von außen sieht Deutschland eigentlich viel positiver aus. Es ist unvorstellbar, dass es in Berlin zu politischen Umwälzungen wie in England, Italien oder Schweden kommen könnte. Auch auf der anderen Seite des Atlantiks wären viele Menschen beispielsweise in den Vereinigten Staaten (USA) oder Brasilien zufrieden, wenn ihre politischen Verhältnisse denen Deutschlands ähnlich wären. Diesen Aspekt sollte man bei der Beurteilung der Leistungsfähigkeit der Koalitionsregierung nicht außer Acht lassen.

DW

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