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Flüchtlingsdebatte in Deutschland verschärft sich

Nachdem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gestern in Bezug auf Flüchtlinge gesagt hatte: „Wir haben die Grenze erreicht“, kamen ähnliche Äußerungen aus Landesverwaltungen und Forderungen nach einer Verschärfung der Flüchtlingspolitik wurden lauter.

Bodo Ramelow, Ministerpräsident der Linkspartei Thüringens, stellte fest, dass die Kommunen im Land an ihre Grenzen gestoßen seien und wies darauf hin, dass die Erstaufnahmeeinrichtung der Stadt Suhl seit langem über ihre Kapazitäten hinausgehe. Ramelow sagte: „Während normalerweise damit gerechnet wird, dass 800 Menschen im Zentrum aufgenommen werden können, sind wir mittlerweile bei über 1000. Die Zahl der Menschen, die kommen, steigt stark.“

Daniela Behrens, Innenministerin der SPD des Landes Niedersachsen, erklärte, dass den Ländern und Kommunen „ein schwieriger Herbst bevorstehe“ und wies darauf hin, dass viele Notunterkünfte im Land begonnen hätten, ihre Notkapazitäten auszuschöpfen. Behrens warnte: „Dadurch haben sich die Wohnqualität und die Situation der Menschen, die zu uns kommen, verschlechtert. Die Unterbringung von mehr Menschen auf immer enger werdendem Raum erhöht die Belastung für alle Beteiligten.“

Die Behauptung, dass „Syrer aus der Türkei geholt werden“

Sachsens Innenminister Armin Schuster von der CDU wiederholte seine Forderung nach einer Verschärfung der Grenzkontrollen auf polnischer Seite. Mit der Aufforderung an den Bundesinnenminister, die Grenzpolizei direkt an der Grenzlinie einzusetzen, betonte Schuster, dass stichprobenartige Generalkontrollen im Binnenland der Grenze nicht ausreichen, um das Thema Menschenschmuggel unter Kontrolle zu bringen.

Georg Maier, Innenminister der Sozialdemokratischen Partei (SPD) des Landes Thüringen, warf Russland und Weißrussland vor, Flüchtlinge für ihre Interessen zu nutzen, um Deutschland zu destabilisieren. Maier behauptete, dass „Russland und Weißrussland hinter der zunehmenden Migration durch Osteuropa stecken“ und behauptete, dass „syrische Flüchtlinge aus der Türkei organisiert mit dem Flugzeug nach Russland gebracht und von dort über Weißrussland und Polen nach Deutschland geleitet wurden“.

Auch FDP-Finanzminister Christian Lindner sagte, die unsystematische Einwanderung koste Deutschland „Milliarden Euro“. Lindner betonte, dass diese Maßnahme notwendig sei, damit Investitionen im Land getätigt werden könnten: „Deshalb ist eine Wende in der Einwanderungspolitik notwendig.“

Dänische Modelldebatte

Auch Johannes Winkel, Vorsitzender der Jungen Union (JU), der Jugendorganisation der Christlichen Unionsparteien, forderte grundlegende Reformen der deutschen Asylpolitik nach dänischem Vorbild. Winkel nannte Maßnahmen wie die Fokussierung auf sozial problematische Regionen, die Verhinderung der Bildung von Parallelgesellschaften und die Verpflichtung, Kinder aus Einwandererfamilien in den Kindergarten zu schicken.

CDU-Abgeordneter Thorsten Frei wies auch darauf hin, dass der Stimmenanteil der rechtspopulistischen Dänischen Volkspartei im Land dank der asylpolitischen Entwicklung Dänemarks in den letzten sieben Jahren von 20 Prozent auf 2,6 Prozent gesunken sei.

In Dänemark, das seit Jahren eine Politik der Asylverhinderung verfolgt, werden seit 2016 harte Maßnahmen umgesetzt. Während die Behörden die Befugnis erhalten, die neu angekommenen Flüchtlinge im Land zu durchsuchen und ihr Hab und Gut im Wert von mehr als 10.000 Kronen (1342 Euro) mitzunehmen, müssen die Flüchtlinge fünf Jahre warten, bis sie einen Antrag auf Familienzusammenführung stellen können.

Auch der deutsche FDP-Justizminister Marco Buschmann beteiligte sich an den dänischen Modellgesprächen und kündigte an, dass über dieses Thema nachgedacht werden könne. Buschmann sagte: „Einerseits müssen wir natürlich unseren humanitären Verpflichtungen nachkommen. Aber wir müssen als Land auch vermeiden, dass wir zu sehr belastet werden.“

AFP/UK, EC

D.W.

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