Der Georg-Büchner-Preis 2022 der Akademie Deutscher Sprache und Dichtung ging an die türkischstämmige Autorin Emine Sevgi Özdamar. Damit erhielt erstmals ein Autor, dessen Muttersprache nicht Deutsch ist, diese Auszeichnung.
Özdamars Preis wurde am 5. November in Darmstadt feierlich überreicht. Der Autor, Schauspieler und Theaterregisseur Özdamar sagte in seiner Dankesrede, dass Georg Büchner für ihn ein Vorbild und eine große Bruderfigur sei. Özdamar sagte in seiner Rede: „Jeder hat seinen individuellen Himmel am Himmel, an dem nicht nur die Sterne, sondern auch die Menschen, die ihn beeinflussen, ewig leuchten. Einer von ihnen ist mein Bruder Georg Büchner.“
Özdamar, 76, sagte, er habe Büchners Werke kennengelernt, als er in den 60er Jahren in Istanbul Student war, und sagte: „Meine Sehnsucht nach Bewusstseinserweiterung, Lesen und Lernen hatte etwas mit Büchner zu tun.“
Bundeskulturministerin Claudia Roth sagte in ihrem Statement zur Verleihung des Georg-Büchner-Preises an Özdamar: „Ich gratuliere Emine Sevgi Özdamar ganz herzlich, einer Meister-Erzählerin, die sehr gut mit Sprache umgeht und neue und überraschende Perspektiven in die deutsche Literatur einbringt mit ihren poetischen Tönen.“ Sie zieht sie in die türkische und europäische Geschichte hinein. Aus diesem Grund ist Emine Sevgi Özdamar eine wertvolle Vermittlerin zwischen den Kulturen idealer Träger des Georg-Büchner-Preises.“
Özdamar wurde 1946 in Malatya geboren. Nach Aufenthalten in Bursa und Istanbul kam er 1965 im Rahmen der Arbeitsmigration nach Deutschland. Während er als Angestellter in einer Fabrik in Berlin arbeitete, besuchte er auch Theaterkurse. Er spielte Theaterstücke in Ost-Berlin. Später nahm er an Theateraufführungen in Westdeutschland, Frankreich und der Türkei teil. Neben seinen Theaterarbeiten schrieb er Romane, Erzählungen, Theaterstücke und Drehbücher in deutscher Sprache. Sein in Deutschland mehrfach ausgezeichneter erster Roman „Das Leben ist eine Karawanserei, es hat zwei Türen, durch die eine bin ich gegangen und durch die andere gegangen“, wurde auch ins Türkische übersetzt. Im vergangenen Jahr erschien der mehrfach preisgekrönte Roman „Ein von Schatten begrenzter Raum“ des Reporters.
Der mit 50.000 Euro dotierte Preis gilt als die bedeutendste Literaturauszeichnung im deutschsprachigen Raum. Inmitten der seit 1951 vergebenen Auszeichnungen stehen so wertvolle Namen wie Max Frisch und Günter Grass.
Özdamar wurde zuvor für seine Werke mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet.
Benannt ist der Preis nach dem in Darmstadt aufgewachsenen Schriftsteller, Naturforscher und Freiheitskämpfer Georg Büchner (1813-1837). Zu Büchners bekanntesten Werken gehören „Woyzeck“ und „Dantons Tod“ in der Mitte.
Der Preis ging im vergangenen Jahr an den österreichischen Autor und Übersetzer Clemens J. Setz.
dpa, DW/BO, CA
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