76 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland beginnt ein weiterer Prozess über die Fehler der Naziherrschaft.
Irmgard F., die als Sekretärin im Konzentrationslager Stutthof im von den Nazis besetzten Polen diente, steht wegen Beihilfe zum Tod von 11.000 Menschen vor Gericht. F., die 18-19 Jahre alt war, als sie im Lager arbeitete und heute in einem Altenheim in Hamburg lebt, ist eine der wenigen Frauen, die in den letzten Jahren wegen NS-Vergehen vor Gericht standen.
F., 96, wird vorgeworfen, zwischen Juni 1943 und April 1945 als Sekretär des Lagerkommandanten im KZ Stutthof Beihilfe zur systematischen Tötung von Häftlingen geleistet zu haben.
65.000 Menschen wurden getötet
In dem Lager nahe der polnischen Stadt Danzig wurden etwa 65.000 Menschen massakriert, darunter jüdische Häftlinge, aber auch polnische Partisanen und sowjetische Kriegsgefangene.
Der Anwalt der Holocaust-Überlebenden, Christoph Rückel, der an dem Verfahren beteiligt ist, wies darauf hin, dass F. die gesamte Korrespondenz des Lagerkommandanten erledigt habe und sagte: „Er hat alle Verbannungs- und Hinrichtungsbefehle auf Papier niedergeschrieben, und alle Nachrichten wurden von ihm gesendet.“
Entscheidung im Juni erwartet
Das zuständige Gericht entschied im Februar, dass der Gesundheitszustand von F. vor Gericht gestellt werden könne. Es wird jedoch angegeben, dass die Anhörungen aufgrund des Alters des Angeklagten kurz gehalten werden und daher im Fall, in dem 26 Anhörungen geplant sind, die Bekanntgabe der Entscheidung im Juni 2022 erfolgen wird.
Zuletzt stand Bruno D., ein Angehöriger der Wachmannschaft (SS), einer der Milizkräfte während der NS-Zeit, im Alter von 93 Jahren vor dem Richter und wurde im Juli zu zwei Jahren Haft verurteilt wurde suspendiert.
Vor einer Woche hatte der Prozess gegen einen 100-jährigen Wärter im Lager Neurippin bei Berlin begonnen.
AFP/UK,ET
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