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Warum nehmen die Bauern in Deutschland die Grünen ins Visier?

Der Besuch der Grünen-Co-Fraktionsvorsitzenden Ricarda Lang in Magdeburg Ende Februar begann mit Protesten. Etwa 200 Landwirte versammelten sich in der Gegend, begleitet von etwa 90 Traktoren, und protestierten mit Hupen und Parolen gegen den Grünen-Vorsitzenden. Als Lang versuchte zu gehen, versperrte die wütende Menge dem Politiker den Weg, diesmal mit Traktoren.

Tatsächlich handelte es sich im Vergleich zu den Bauernprotesten der letzten Wochen um eine relativ kleine Bewegung, die jedoch große Auswirkungen auf die sozialen Medien hatte. Der Grund dafür war, dass viele Rechte diesen Protest gegen die Grünen sowohl feierten als auch provozierten.

Ebenso wie Martin Sellner, einer der prominenten Vertreter der extremen Rechten. Sellner, der im Januar 2024 Schlagzeilen machte, als eine Medienplattform über seine Ansichten zur Abschiebung von Ausländern berichtete, sorgte für Kontroversen, als er argumentierte, dass Asylbewerber und Einwanderer unter bestimmten Voraussetzungen abgeschoben werden sollten, auch wenn sie die deutsche Staatsbürgerschaft erworben hätten.

Sellner nutzte den Protest in Magdeburg auch für seine eigenen rechtsextremen Gespräche und teilte auf Telegram einen Beitrag mit den Worten: „Die Bauern werden nicht aufgeben! Sie sind in voller Solidarität mit mir.“ Auch Michael Brück, bekannt für seine neonazistischen Ansichten, unterstützte die Bauern und erklärte, er träume davon, dass sich die Proteste der Bauern in einen großen Volksaufstand verwandeln würden.


Der Österreicher Martin Sellner ist einer der bekanntesten rechtsextremen Persönlichkeiten Europas. Sellner hat auch Kontakte zu rechtsextremen deutschen Aktivisten und AfD-Politikern. Foto: Isabelle Ouvrard /IMAGO

Sicherheitsbehörden sind in Alarmbereitschaft

Die deutschen Sicherheitsbehörden beobachten aufmerksam die rechtsextremen Akteure, die die Bauernproteste begleiten. Der Sprecher des Innenministeriums von NRW, Deutschlands größtem Bundesland, erläuterte in seinem Statement gegenüber der DW die Taktik der Rechtsradikalen:

„Extremistische Gruppen, die regierungskritische bis regierungsfeindliche Inhalte verbreiten, versuchen, Bauernproteste für ihre Zwecke zu instrumentalisieren, um Unterstützung aus der Mittelschicht zu gewinnen.“

Ähnliche Beobachtungen machte auch der Verfassungsschutz in Bayern, dem zweitgrößten deutschen Bundesland. Der Inlandsgeheimdienst erklärte jedoch, dass die Landwirte nicht getäuscht worden seien: „Trotz aller Propagandabemühungen ist es den bayerischen Landwirten offensichtlich gelungen, sich von sehr rechten Einflüssen fernzuhalten. Sie lehnen jede Art extremistischer Bewegungen und Diskurse entschieden und konsequent ab.“ .“


Auch Handwerker und Kleinbetriebe schlossen sich den Bauernprotesten in Deutschland anFoto: Patrick Pleul/dpa/picture Alliance

„Aus Diskurs wird Tat!“

Die Tatsache, dass rechtsextreme Aktivisten versuchen, das Umfeld gegen die regierenden Grünen aufzuheizen, beunruhigt jedoch den deutschen Wirtschaftsminister und stellvertretenden Ministerpräsidenten Robert Habeck. Auch Habeck geriet vor einiger Zeit ins Visier wütender Bauern.

Mit Blick auf die Angriffe gegen seine Partei bei der Fraktionssitzung der Grünen am 27. Februar sagte Habeck: „Wildifizierung ist die Waffe des Populismus. Die Probleme des Landes werden so übertrieben, dass sich alle gegenseitig anschreien und eine vernünftige Analyse unmöglich wird.“ . Das genaue Ziel hier ist, der Demokratie zu schaden.“ .

Habeck wies auf die möglichen Folgen von Hassreden in den sozialen Medien hin und warnte: „Aus dem Diskurs werden früher oder später Taten.“ Mit dieser Aussage bezog sich Habeck auf die Ermordung des CDU-Politikers Walter Lübcke im Jahr 2019. Der Kasseler Landeshauptmann Lübcke wurde von einem Rechtsextremen erschossen, weil er die Asylpolitik der damaligen Ministerpräsidentin Angela Merkel unterstützte. Zuvor hatte der Täter den Gouverneur online bedroht.


Robert Habeck und Ricarda Lang von den Grünen gehören zu den Politikern, die im Visier der Rechtsextremen stehen. Foto: Kay Nietfeld/dpa/picture Alliance

Habeck: Erfolge der Grünen provozieren

Warum nehmen Rechtsextreme die Grünen gezielt ins Visier? Habeck erklärt es so:

„Die eigentliche Herausforderung für Populisten besteht darin, mit Kompromisslern zu kämpfen, nicht mit anderen Populisten. Die Grünen haben das Land in den letzten Jahren freier und fortschrittlicher gemacht. Diese Erfolge provozieren die Gegner.“

Aber auch die bundesweiten Proteste für Demokratie und gegen Rechts seien von großem Wert, sagt Habeck und sagt: „Deshalb mache ich mir keine Sorgen um die Zukunft.“

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D.W.

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