Normalerweise sollte der Bundeshaushalt im Dezember letzten Jahres verabschiedet werden. Denn die jahrzehntelange politische Tradition in Deutschland erfordert dies. Doch dieses Mal geschah es nicht so, und da der erste Monat des Jahres 2024 hinter uns liegt, wurde der neue Haushalt immer noch nicht angenommen. Denn in der Koalitionsregierung aus Sozialdemokraten (SPD), Grünen und Freien Demokraten (FDP) kam es zu tiefen Meinungsverschiedenheiten über mögliche Sparmaßnahmen.
Letztlich kam es zu einem Kompromiss über die Mindest-Allmende und das Haushaltsgesetz wurde, wenn auch mit Verzögerung, dem Bundestag vorgelegt. In den Haushaltsverhandlungen, die am 30. Januar begonnen haben, werden die Budgets der einzelnen Ministerien noch einmal vier Tage lang unter die Lupe genommen. Der Haushalt, über den am Freitag abgestimmt wird, wird voraussichtlich mit den Stimmen der Regierungsparteien angenommen, es sei denn, es gibt in letzter Minute ein größeres Hindernis.
Mit dem neuen Haushalt stehen der Regierung Ausgaben in Höhe von 477 Milliarden Euro zur Verfügung, von denen 39 Milliarden über Kredite finanziert werden. Diese Zahl ist der Höchstbetrag, den die Schuldenbremse der Verfassung zulässt, die die Kreditaufnahme an die Wirtschaftsleistung des Landes koppelt.
Schulden von mehr als 2,4 Billionen Euro
Vor Einführung der Schuldenbremse war es üblich, dass Regierungen hohe Schulden aufnahmen, wenn die Staatseinnahmen nicht ausreichten. Dadurch hat sich im Laufe der Jahrzehnte ein riesiger Schuldenberg angehäuft, der derzeit etwa 2 Billionen 450 Milliarden Euro übersteigt. Während des Coronavirus-Ausbruchs und nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine kamen zu diesen Schulden mehrere Hundert Milliarden Euro hinzu. Aufgrund unglaublicher Umstände wurde die Schuldenbremse für längere Zeit ausgesetzt.
Aufgelaufene Schuldzinsen müssen dringend beglichen werden. Im Jahr 2024 wird diese Zahl 36 Milliarden Euro betragen. Aus diesem Grund sagte Bundesfinanzminister und FDP-Vorsitzender Christian Lindner in seiner Rede im Bundestag, es sei „eine Frage des gesunden Menschenverstandes“, die Schuldenbremse wieder einzuhalten. Die Koalitionspartner SPD und Grüne wollen mehr Kredite zur Modernisierung des Landes bekommen. Nach Ansicht beider Parteien bremst die Schuldenbremse auch „die Zukunft des Landes“.
Hoher Investitionsbedarf
Ein Großteil der Infrastruktur in Deutschland ist abgenutzt und marode. Neben Straßen, Brücken und dem Eisenbahnnetz liegen auch Gebäude von Bildungseinrichtungen wie Schulen und Universitäten in Trümmern. Auch für die Digitalisierung sind Investitionen nötig. Auf diesem Gebiet fällt Deutschland im internationalen Vergleich täglich zurück.
Aufgrund des Personalmangels herrscht in Ämtern und Gerichten eine hohe Arbeitsbelastung und die Akten häufen sich zunehmend. Im ganzen Land herrscht Hunderttausende Wohnungsnot; Insbesondere für Menschen mit geringem Einkommen muss sozialer Wohnraum gebaut werden.
Ein starker Abschied von Erdgas, Öl und Kohle
Die größte Finanzierungslücke besteht bei Maßnahmen zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und zum klimaneutralen Umbau der Wirtschaft. Dafür stellte die Regierung 60 Milliarden Euro bereit, finanziert durch Kredite, die während der Corona-Krise nicht benötigt wurden. Dieser Plan wurde jedoch vom Bundesverfassungsgericht gestoppt.
Auch im Bereich der Landesverteidigung ist die Lage nicht gerade rosig. Die jahrelang vernachlässigte Bundeswehr liegt bei Waffen und militärischer Ausrüstung weit hinter dem geforderten Niveau zurück. Für die Beseitigung von Mängeln und Modernisierungsarbeiten wurden 100 Milliarden Euro über mehrere Jahre verteilt bereitgestellt. Doch schon jetzt ist klar, dass dieses Geld nicht ausreichen wird.
Denn die Rüstungslieferung in die Ukraine wird nun aus dem sogenannten „Bundeswehr-Sonderfonds“ finanziert. Sollte die Ukraine mehr Geld brauchen, könnte sich die finanzielle Situation der Bundeswehr verschlechtern. SPD und Grüne forderten daher, die Schuldenbremse erneut auszusetzen.
Im Jahr 2025 finden Parlamentswahlen statt
Derzeit weist die Finanzplanung für 2025 bereits ein Defizit von mindestens 16 Milliarden Euro auf. Einzelheiten werden im März klarer, wenn Bundesfinanzminister Christian Lindner die Eckpunkte des Haushaltsentwurfs für das kommende Jahr vorstellt.
2025 wird auch für die drei regierenden Parteien ein entscheidendes Jahr sein, da im September Parlamentswahlen stattfinden. SPD, Grüne und FDP schneiden in den Umfragen schrecklich ab. Die zu erwartenden Meinungsverschiedenheiten zwischen den Koalitionspartnern bei der Haushaltsplanung lassen sich schon jetzt unschwer vermuten: Die SPD wird versuchen, Kürzungen im Sozialbereich zu verhindern, die Grünen werden auf ausreichende Mittel für Klimaschutzmaßnahmen drängen und die FDP wird weiterhin darauf beharren Ersparnisse.
Die deutsche Wirtschaft steckt in der Rezession
Finanzminister Lindner sagt, es gebe drei wesentliche Kostenblöcke, die neu verhandelt werden müssten: Sozialhilfe, sogenannte Staatsbürgerschaftsgelder, die Arbeitslose erhalten, internationale Finanzhilfen und Subventionen, die der Wirtschaft nicht helfen.
Während weltweit und in der Eurozone ein deutliches Wirtschaftswachstum zu verzeichnen war, schrumpfte die deutsche Wirtschaft. Es ist nahezu sicher, dass sich dies negativ auf die Steuereinnahmen auswirken wird. Die nächste Steuersenkung, die die Grundlage der Haushaltsplanung bildet, wird im kommenden Mai bekannt gegeben.
Die AfD ist nicht die Einzige, die bei Flüchtlingen Geld sparen will
Auch die Christliche Union (CDU/CSU), die größte Oppositionsgruppe im Bundestag, will Kürzungen bei den Sozialhilfeleistungen. CDU/CSU zielt sowohl auf die Staatsbürgerschaftsbeihilfe, die jährlich 44 Milliarden Euro kostet, als auch auf die Ausgaben für Flüchtlinge.
Mathias Middelberg, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Unionsparteien, sagte in seiner Rede im Bundestag: „1,7 Millionen Menschen, die arbeitslos gemeldet sind und bei Bedarf morgen eine Arbeit aufnehmen könnten, erhalten bereits Staatsbürgerschaftsgeld.“ : „Asyl ist mittlerweile auch ein großer Kostenfaktor. Flüchtlinge „Wir geben genau 27 Milliarden Euro aus.“
Weniger Geld für Entwicklungshilfe
Die Bekämpfung der Ursachen von Vertreibung und Zwangsmigration bedeutet auch finanzielle Hilfe in Entwicklungs- und humanitären Angelegenheiten. Nichtregierungsorganisationen wie VENRO bemängeln, dass diese beiden Bereiche bereits im Haushalt 2024 zu den am stärksten betroffenen Bereichen gehören. Der Haushalt des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung wird um fast 10 Prozent gekürzt, die Mittel für humanitäre Hilfe um 20 Prozent. Die Summe beläuft sich auf 1,4 Milliarden Euro.
Widersprüchliche Erklärungen
In seiner Rede vor dem Bundestag lehnte Finanzminister Lindner weitere Kürzungen ab. „Die CDU/CSU und die Opposition im Allgemeinen fordern eine Kürzung unserer internationalen Verpflichtungen. Ich lehne dies nicht nur aus humanitärer Verantwortung ab, sondern auch, weil es im Interesse Deutschlands liegt, etwa an der internationalen Zusammenarbeit und Krisenprävention.“ Migration zu kontrollieren.
Die Erkenntnis, dass in diesen Bereichen im Haushalt 2025 weitere Kürzungen geplant sind, stellt jedoch nach Ansicht politischer Beobachter einen deutlichen Kontrast zwischen den Aussagen und dem Handeln der Regierung dar.
D.W.