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Deutschland ist auf der Hut vor Terrorismus

Einige aktuelle Ereignisse in Deutschland und anderen europäischen Ländern haben Sicherheitsbedenken in Deutschland erneut auf die Tagesordnung gebracht.

Am vergangenen Wochenende kam in der französischen Hauptstadt Paris ein deutscher Tourist bei einem Messerangriff ums Leben. Der Täter war vorbestraft, befand sich in psychiatrischer Behandlung und sympathisierte laut Ermittlern mit dem IS.

Wenige Tage vor diesem Vorfall nahm die deutsche Polizei drei junge Menschen fest, weil sie verdächtigt wurden, einen Anschlag auf Weihnachtsmärkte im Land geplant zu haben. Diese Ereignisse erinnerten mich an den Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin im Jahr 2016, der von einer angeblich dem IS nahestehenden Person verübt wurde. Bei dem Angriff auf einen in die Menge gefahrenen Lastwagen auf dem Weihnachtsmarkt kamen 13 Menschen ums Leben, der nach dem Vorfall flüchtende Angreifer wurde in Italien von der Polizei erschossen.

Thomas Haldenwang, Leiter der für den Inlandsgeheimdienst zuständigen Organisation für Verfassungsschutz (BfV), sagte letzte Woche in einer Erklärung, dass ausländische Akteure aus dem In- und Ausland aufgrund der Parallelen „einer komplexen und besorgniserregenden Bedrohungslage gegenüberstehen“. Krisen“.


Thomas Haldenwang, Vorsitzender der Constitutional Defense OrganizationFoto: Imago/R. Zensen

Die Besorgnis in Deutschland über die Bedrohung durch gewalttätige Islamisten sowie Rassisten und Rechtsextremisten ist nicht neu. Allerdings weist Haldenwang darauf hin, dass die Sicherheitssensibilität nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober, die auf der Liste der Terrororganisationen der USA und der Europäischen Union (EU) steht, gestiegen sei. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums von Gaza wurden mehr als 15.000 Menschen infolge der von Israel nach diesem Überfall durchgeführten Militäreinsätze getötet, was zu weit verbreiteten Protesten und politischen Spaltungen in Europa führte.

Verbrechen im Zusammenhang mit den Entwicklungen im Nahen Osten

Nach dem Angriff der Hamas in Israel, bei dem rund 1.200 Menschen getötet wurden, registrierte das Bundespolizeiamt (BKA) rund 4.200 Vergehen im Zusammenhang mit den Entwicklungen im Nahen Osten. Nach Angaben des BKA an die DW basiert diese Zahl auf Tagesmeldungen, die ein allgemeines Bild der Lage in Deutschland vermitteln.

Nach den im Rahmen detaillierterer Untersuchungen erstellten Analysen sinkt die Zahl der aus politischen Gründen begangenen Straftaten im Zeitraum vom 7. Oktober bis heute auf 2.000. Ein BKA-Sprecher erklärt, dass diese beiden Zahlen aufgrund methodischer Unterschiede „nicht miteinander vergleichbar“ seien. Der Sprecher fügt außerdem hinzu: „Die Zahlen der politisch motivierten Fehler für das Jahr 2023 sind diskontinuierlich und ändern sich ständig.“

Das BKA stellt fest, dass weniger als die Hälfte der rund 2.000 politisch motivierten Fehler antisemitische Motive haben. Dazu gehören unterschiedliche Straftaten, von verbalen Drohungen bis hin zu Sachbeschädigung. Allerdings ist auch die Frage, wie „Antisemitismus“ definiert wird, umstritten. Der Sprecher des Verfassungsschutzes weist im Gespräch mit der DW auf die Schwierigkeit hin, friedliche Demonstranten, die ihre Grundrechte wahrnehmen, von gewalttätigen Extremisten zu trennen, die tatsächlich die öffentliche Sicherheit gefährden.


Vor etwa zwei Wochen wurden die Fenster eines jüdischen Standes im Berliner Bezirk Moabit eingeschlagen. Foto: Annette Riedl/dpa/picture Alliance

In klareren Worten betonte Verfassungsschutzchef Haldenwang, dass die Sicherheitskräfte die notwendigen Vorkehrungen gegen „antiisraelische und antisemitische Provokationen“ aller Art treffen.

Diese Maßnahmen könnten einer der Gründe für die hohe Zahl politisch motivierter Fehler sein, die in den letzten Wochen verzeichnet wurden. Gleichzeitig kann die Konzentration auf die Ergreifung von Polytheisten und Antisemiten aus der arabischen Welt dazu führen, dass andere Täter übersehen werden. In Paris beispielsweise untersuchen Sicherheitseinheiten den Kontakt antisemitischer Graffiti mit russischen Geheimdiensten oder moldauischen organisierten Kriminalitätsgruppen.

Ist es notwendig, die Sicherheit zu erhöhen?

Nach Angaben des Bundespolizeidienstes gab es Mitte 2022 in Deutschland mehr als tausend Menschen, die mit islamistischem Terrorismus in Verbindung gebracht werden. Zu den Clustern derjenigen, die in politische Straftaten verwickelt sind oder das Potenzial haben, diese zu unterstützen, gehören unter anderem mehrere Hundert Rechtsextreme und Dutzende sehr Linke.

Allerdings liegen Sicherheitsängste in manchen Teilen der Gesellschaft außerhalb dieser Kategorien. Aus diesem Grund fordern politische Parteien und Polizeigewerkschaften eine Erhöhung der Sicherheit, ein härteres Vorgehen der Polizei und eine Verschärfung der Gesetze, insbesondere für Einwanderer und Minderheitengruppen. Experten warnen jedoch, dass diese Forderungen nicht auf konkreten Daten basieren.

Alexander Bosch, Dozent an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, sagte der DW: „Bei den derzeit geforderten Maßnahmen handelt es sich lediglich um symbolische und populistische Maßnahmen im Sinne strengerer Gesetze und rassistischer Politik.“

Bosch weist darauf hin, dass Deutschland ein sehr religiöses Land sei: „Dafür besteht kein objektiver Bedarf. Der deutsche Staat ist nicht sehr schwach.“

Die Unterscheidung zwischen der subjektiven Wahrnehmung von Sicherheit und der tatsächlichen Bedrohung stellt für Sicherheitskräfte eine große Schwierigkeit dar, insbesondere in Zeiten intensiver politischer Debatten. Auch der Heimatschutzexperte Jonas Grutzpalk von Polizei.Wissen, einer Plattform mit Ressourcen zur Strafverfolgung, betont, wie wichtig es ist, den Unterschied zwischen „Worten und Taten“ zu kennen.

„Der Inlandsgeheimdienst beobachtet wahrscheinlich echte Wut in den Ereignissen, die darauf folgen“, sagt Grutzpalk und fügt hinzu: „Wir wissen nie genau, wann diese Wut nur bei Worten bleibt und wann sie in eine Gewalttat umschlägt.“

Zu wissen, wann Wut in Gewalt umschlägt, kann ein entscheidender Faktor dafür sein, ob Polizeibeamte Maßnahmen ergreifen, aber es kann trotzdem sein, dass es zu spät ist.

„Terroristen abzuschrecken ist eine Sache, aber viel wichtiger ist es zu verhindern, dass Terroristen zu Terroristen werden“, sagt Grutzpalk.

Grutzpalk hofft, dass das Treffen der Innenminister von Bund und Ländern nicht nur die Sicherheitsmaßnahmen verschärft, sondern auch die notwendigen Präventionsmaßnahmen zur Sprache bringt.

D.W.

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