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Jobs der Zukunft verändern Deutschland

Auf dem deutschen Arbeitsmarkt scheint auf den ersten Blick alles in Ordnung zu sein. Die Arbeitslosigkeit hat sich seit den Reformen im Jahr 2005 fast halbiert. Auch eine große Krise wie die Corona-Epidemie hat der Arbeitsmarkt relativ glimpflich überstanden. Mit Hilfe von Kurzarbeit wurden viele Menschen vor der Arbeitslosigkeit bewahrt. Während des Pandemieprozesses zeigte sich, dass alternative Beschäftigungsmethoden wie Home Office in vielen Branchen Anwendung finden könnten. Mit der Wirkung all dieser Maßnahmen erreichte die Arbeitslosenquote 5,9 Prozent bei einem Anstieg von nur 0,9 Punkten.

Der deutsche Arbeitsmarkt steht nach Ansicht vieler Experten vor großen Veränderungen. Aber man kann nicht sagen, dass das Land darauf gut vorbereitet ist. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) prognostiziert, dass „wir in den 2020er Jahren einen unglaublichen Wandel auf dem deutschen Arbeitsmarkt erleben werden“. Haupttreiber dieses Wandels werden eher technologiebasierte Faktoren wie Digitalisierung und Automatisierung sowie der Aufstieg der Elektromobilität sein.

Steigerung der wissensbasierten Arbeit

Die Auswirkungen von Veränderungen können von Segment zu Branche sehr unterschiedlich sein. Die wertvollste Veränderung liegt in der Natur der Arbeit, sagt Hilmar Schneider, Direktor des Bonner Forschungsinstituts für die Zukunft der Arbeit.

Hilmar Schneider, Direktor des Forschungsinstituts Zukunft der Arbeit

Leichte Arbeiten, die eine geringe Qualifikation erforderten, begannen in einer gemeinsamen Form von Robotern und Computern erledigt zu werden. Außerdem reduziert dies die Kosten erheblich. „Wir sind auf diesem Weg weit vorangekommen und können sagen, dass wir eine gewisse Stabilität erreicht haben. Alles, was automatisiert werden kann, wurde bereits getan“, sagte Schneider der DW.

Viele Maschinen und Roboter werden bereits in der Industrie eingesetzt. Darüber hinaus gibt es in den Lagern vieler Internetshops verschiedene Automatisierungssysteme. Die Zahl der Beschäftigten ist hier viel geringer als in den Kaufhäusern in den Innenstädten, die heutzutage nach und nach schließen müssen.

Logistikdienstleistungen hingegen stehen erst am Anfang des Veränderungsprozesses. Lastwagen werden jetzt von Fahrern gefahren und verwaltet. Doch laut Branchenexperten wird sich das unbemannte (autonome) Fahren in naher Zukunft durchsetzen und viele Lkw-Fahrer werden dadurch arbeitslos. Die genaue Situation wird auch für andere Dienstleister wie die Taxibranche oder Uber gelten.

Auch hochqualifiziertes Personal ist betroffen.

Soziologe Prof. DR. Auch Roland Verwiebe betont, dass viele Arbeitsplätze wegfallen werden. Anders als Arbeitsforscher Hilmar Schneider glaubt sie aber nicht, dass Stabilität erreicht ist oder sich nur Geringqualifizierte Sorgen machen müssen.

Verwiebe, Professorin für Sozialstruktur und soziale Ungerechtigkeit an der Universität Potsdam, sieht in der Digitalisierung eine Sollbruchstelle: „Nicht nur Geringqualifizierte, sondern auch Hochqualifizierte sind von diesem Prozess betroffen.“

Als Beispiel verweist er auf Übersetzer, deren Arbeitsbereiche durch sich ständig weiterentwickelnde Software wie Google Translator oder DeepL fast wegfallen, und ergänzt: „Auch Rechtsanwälte sind von dieser Situation stark betroffen Der Bedarf potenzieller Kunden ist leicht über das Internet verfügbar.Mit der Verbreitung von Online-Prozessen werden jedoch erhebliche Mitarbeiterrabatte im Bankensektor gewährt.

Deutschland befinde sich derzeit mitten in diesem Veränderungsprozess, sagte Verwiebe der DW, und er werde sich in Zukunft noch stärker ereignen. Auch hier gibt es ein wertvolles Dilemma: Wenn die technologische Entwicklung nicht Schritt hält, droht das Land, sich international von der Digitalisierung abzukoppeln und ins Hintertreffen zu geraten.

Mangel an Bildung

Die Corona-Epidemie hat vor allem in der öffentlichen Verwaltung große Schwächen offenbart. Zum Beispiel haben Gesundheitsbehörden oft Schwierigkeiten, sich mit großen Problemen zu befassen. Der Einsatz rudimentärer Tools wie Fax statt moderner Verbindungstechnik führte dazu, dass die Verbindung nur schleppend funktionierte.

Mit der Unfähigkeit, die im Alter erforderlichen digitalen Kenntnisse und Fähigkeiten adäquat an junge Menschen zu vermitteln, argumentiert Prof. DR. Verwiebe kritisiert diese Situation mit den Worten: „Das Fehlen eines digitalen Bildungsgangs im Schullehrplan 2021 ist ein grobes politisches Versäumnis.“

Beschäftigungsbereiche fallen nicht allein der Digitalisierung zum Opfer. Laut einer Studie des ifo Instituts im Auftrag des Verbands der Deutschen Industrie (VDA) wird die zunehmende Verbreitung der Elektromobilität in der deutschen Automobilindustrie in den nächsten vier Jahren mindestens 200.000 Beschäftigte entlassen. Tatsächlich gehen andere Studien zum gleichen Thema von noch höheren Beschäftigungsverlusten aus.

Neue Beschäftigungsmöglichkeiten

Die Kehrseite der Medaille ist etwas erfolgsversprechender: Parallel zum Anstieg der Produktion von Elektroautos können beispielsweise in den Seitenzweigen neue Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen werden, insbesondere in den Bereichen Wartung, Reparatur und Zubehör.

Während in anderen Abteilungen einige der alten Beschäftigungsfelder verschwinden, entstehen auf der anderen Seite neue Chancen. Laut einer Studie des Unternehmensberatungsunternehmens Deloitte werden bis 2035 etwa 2,1 Millionen neue Arbeitsplätze in menschenorientierten Berufen entstehen, in denen eine Vollautomatisierung nicht möglich ist. Insbesondere in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Berufsbildung, Verwaltung und Verwaltungsangelegenheiten.

Das ist jedoch kein Trost für Menschen, die durch die Digitalisierung ihren Arbeitsplatz verloren haben. Denn ihnen fehlen oft die erforderlichen Qualifikationen für neue Jobs.

Das Hauptproblem dabei ist, dass das Segment der Niedriglohnbeschäftigung in Deutschland riesig ist: Jeder fünfte Arbeitnehmer (etwa 20 Prozent) arbeitet für den Mindestlohn oder geringfügig höhere Löhne. In den skandinavischen Ländern, den Niederlanden oder Frankreich übersteigt diese Rate 10 Prozent nicht.

Die Analyse des Problems ist nur mit Ausbildung und Spezialisierung möglich. Nach Annahmen der Unternehmensberatung Boston Consulting Group benötigen allein in der Automobilindustrie bald rund 800.000 Beschäftigte neue oder andere Qualifikationen.

Arbeitsforscher Hilmar Schneider sagt, dass Deutschland als alternde Gesellschaft auch auf Zuwanderung aus dem Ausland angewiesen sein wird: „Dafür brauchen wir Strategien, um Hochqualifizierte anzuziehen.

Andreas Becker

© Deutsche Welle Englisch

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