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Recherche: Rassismus gegen Schwarze ist in Deutschland weit verbreitet

Adegbayi B. war am Freitag vergangener Woche in Berlin Fennpfuhl einem rassistischen Angriff ausgesetzt, als er mit seiner einjährigen Tochter auf der Straße spazieren ging. Eine Dame auf der Straße spuckte den Mann nigerianischer Herkunft an und beleidigte ihn heftig rassistisch. Der Mann zeichnete das Ereignis auf, teilte die Szene in den sozialen Medien und meldete den Angriff der Polizei. Der Angreifer wurde kurze Zeit später festgenommen.

Adegbayi B. erklärt in Interviews mit ihm, Rassismus begleite ihn in Deutschland immer. Sie sei durchschnittlich zwei- bis dreimal im Monat rassistischen Beleidigungen ausgesetzt, sagt Adegabyi B., der jüngste Angriff habe auch ihre Tochter traumatisiert.

Erste systematische Studie zum Rassismus gegen Schwarze

Der Vorfall von Adegbayi B ist kein Einzelfall. „Afrozensus“ des Vereins „Each One Teach One“ wurde zu einer der ersten systematischen Recherchen, die den Rassismus aufdeckte, dem Schwarze in den Bereichen Gesundheit, Wohnungsmarkt und Bildung ausgesetzt sind.

Rund 6.000 Personen nahmen an der Online-Umfrage teil, die von Mitte 20. Juli bis 6. September durchgeführt wurde, und die Ergebnisse wurden in einem 300-seitigen Bericht zusammengefasst. 42 Prozent der Befragten geben an, in staatlichen Institutionen und im Alltag diskriminiert und Rassismus ausgesetzt worden zu sein.Afrozensus ist zwar eine nicht repräsentative Erhebung, aber wichtig, um die Grundzüge der Rassismuserfahrungen von mehr als 1 Millionen Schwarze leben in Deutschland.

Exotisieren, sexualisieren, sich mit Irrtümern identifizieren…

Rassismus gegenüber Schwarzen drückt sich der Forschung zufolge in drei Systemen aus. Exotisierung ist eine davon. 90 Prozent der befragten Schwarzen geben an, dass sie ihre Haare schon einmal berührt haben, ohne gefragt zu werden. Sexualisierung ist auch eine häufige Erfahrung für Schwarze. 80 Prozent der Befragten gaben an, dass sie aufgrund ihres Aussehens oder ihrer Herkunft sexistischen Kommentaren zu Dating-Apps ausgesetzt waren.

In der gleichen Form werden Schwarze fälschlicherweise zusammen betrachtet. 56 Prozent der Befragten geben an, dass sie gefragt wurden, ob sie Drogen verkauft haben. Viele geben an, ohne konkreten Grund von der Polizei angehalten und kontrolliert worden zu sein. Zwei von drei Schwarzen (67,6 Prozent), die an Afrozensus teilgenommen haben, denken, dass sie aufgrund rassistischer Vorurteile schlechtere Noten in der Schule und im Studium bekommen als ihre Kommilitonen. Schwarze haben auch Probleme auf dem Wohnungsmarkt und haben Schwierigkeiten, eine Wohnung zu finden.

Auch Schwarze machen schlechte Erfahrungen, wenn sie sich gegen Rassismus wehren. 90 Prozent der Befragten geben an, dass ihnen nicht geglaubt wird, wenn sie von Rassismus sprechen. 75 Prozent der Personen, die Rassismus ausgesetzt waren, geben an, den Vorfall nicht gemeldet zu haben.

Daniel Gyamerah

„Ein strukturelles Problem“

Daniel Gyamerah, ein Rassismusforscher der Each One Teach One Association, sagte bei dem Treffen, dass die Ergebnisse der Forschung mit der Öffentlichkeit geteilt wurden und Schwarze mit „schmerzhaften Erfahrungen“ konfrontiert seien. Die Bundesregierung habe kein Interesse daran, solche Daten zu erheben, sondern es sei „eine menschenrechtliche Verpflichtung“. „Rassismus gegen Schwarze ist nicht unser Problem. Wir haben nicht darüber nachgedacht und es erfunden, es ist ein strukturelles Problem“, sagte Gyamerah.

Die von Each One Teach One und Citizens for Europe, einer Nichtregierungsorganisation, die sich für Demokratie und Vielfalt einsetzt, durchgeführte Studie wurde von der Abteilung Anti-Diskriminierung des Bundesfamilienministeriums mit 150.000 Euro gefördert. „Die Afrozensus-Forschung zeigt deutlich die Erscheinungsformen und Auswirkungen des Anti-Schwarzen-Rassismus in Deutschland“, sagte Bernhard Franke, Ständiger Leiter der Abteilung Bemühungen gegen Diskriminierung.

Forschung nach ethnischen Kriterien ist in Deutschland keine Seltenheit. Daniel Gyamerah erklärt den Grund dafür mit den Worten: „Es gibt einen Ansturm, dass die Forschung diese Gemeinschaften schaffen wird.“ „Aber wir sind hier. Wir sind ein Teil der Gesellschaft und wir werden keine Verleugnung tolerieren“, sagt Gyamerah.

Volker Witting

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